Die US-Börsen konnten in der vergangenen Handelswoche neue Rekordstände markieren, gegen Wochenende setzen jedoch aufgrund schwelender Inflationssorgen sowie tendenziell schwacher Quartalszahlen breite Gewinnmitnahmen ein. Die Fed-Minutes, das Protokoll der letzten Notenbanksitzung, sorgte für weitere Zinssenkungsphantasie. Nachdem die Inflationsrisiken kaum erwähnt wurden, dürfte das Hauptaugenmerk der Federal Reserve nun auf der Stabilisierung der Konjunktur liegen. Das Arbeitsministerium meldete eine besser als erwartete Entwicklung der saisonbereinigten Arbeitsmarktdaten, die Arbeitslosenquote stieg erwartungsgemäß auf 4,7% an. Auch der starke Rückgang der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sowie der Rückgang des Handelsbilanzdefizits auf USD 57,6 Mrd. überraschten positiv.

Die traditionell von Alcoa eingeläutete Berichtssaison fiel bisher durchwachsen aus. Alcoa's Zahlen lagen im Rahmen der Erwartungen, konnten jedoch keineswegs überzeugen. Analysten reagierten mit negativen Gewinnrevisionen für das 4. Quartal sowie geringeren Kurszielen. Wal Mart hob die Gewinnprognose für das laufende Quartal indes auf USD 0,66 bis 0,69/Aktie an. Der Konsens war zuvor noch von USD 0,63/Aktie ausgegangen. Die vergleichbaren Umsätze für September konnten jedoch nur um 1,4% gesteigert werden.

Discount-Händler Target konnte die Umsätze um 1,2% steigern, die Markterwartung wurde somit deutlich verfehlt, J.C. Penney musste einen Umsatzrückgang hinnehmen und in weiterer Folge die Prognosen für das laufende Quartal deutlich nach unten revidieren. Der Logistikkonzern Ryder gab eine Gewinnwarnung. Man gehe für das laufende Quartal von einem EPS in Höhe von USD 1,12 bis 1,14 aus, während zuvor noch eine Spanne von USD 1,2 bis 1,23 prognostiziert wurde.

GM meldete starke Absatzzahlen aus Europa. So konnte man in den ersten 9 Monaten des Jahres 1,65 Mio. Wagen verkaufen, was einer Steigerung von 8,1% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht.

Finanztitel rückten erneut in den Mittelpunkt. Merrill Lynch rechnet angesichts der Hypothekenkrise mit einem Nettoverlust von USD 0,5/Aktie. Das Ergebnis wird durch Abschreibungen im Umfang von mehr als USD 5 Mrd. belastet. Hypothekenfinanzierer Thornburg gab eine weitere Gewinnwarnung, die Papiere verlieren 13%. Die M&A-Tätigkeit dürfte sich indes langsam wieder erholen, so wurden zahlreiche kleinere Übernahmen gemeldet. Die aktuellen Gebote beinhalten jedoch wesentlich niedrigere Cash-Komponenten als noch vor wenigen Monaten.

Google-Aktien schlossen erstmals über der Marke von USD 600, positive Analystenkommentare wie zB eine Kurzielanhebung durch Merrill Lynch auf USD 740 sowie Spekulationen über einen möglichen Einstieg in das Handygeschäft waren in erster Linie dafür verantwortlich. Der Ausgabepreis der Aktien im August 2004 lag bei USD 85. Zudem gab man bekannt, gemeinsam mit IBM und div. Elite-Universitäten an der Entwicklung neuer Software zu arbeiten. Auch Microsoft, EMC oder Oracle profitierten von Kurszielanhebungen.

Der kanadische BlackBerry-Hersteller Research in Motion haussiert 10,6%, nachdem der Gewinn im 2. Quartal um 94 % gesteigert und die Analystenschätzungen exakt getroffen wurden. Schwächer tendierte Sprint Nextel, nachdem der Rücktritt des Vorstands sowie eine reduzierte Ergebnisprognose gemeldet wurden.

In der nächsten Handelswoche nähern wir uns dem Höhepunkt der Berichtssaison. Aufgrund massiv negativer Gewinnrevisionen innerhalb der letzten Wochen geht der Konsens nun von einem Gewinnwachstum von lediglich 0,7% im S&P 500 aus. Somit sollte ein Großteil der Unternehmen positiv überraschen, was man aufgrund der niedrigen angesetzten Messlatte jedoch nicht überbewerten sollte.