Verlorenes Vertrauen in Medien und Politik - und Wege, um es wiederzufinden - standen im Mittelpunkt des diesjährigen "Women's Forum for the Economy & Society" im französischen Kurort Deauville. Gemeinhin auch als das "Davos der Frauen" bezeichnet, fand das Treffen zum dritten Mal in dem Seebad statt. Von Mittwoch bis Samstagabend diskutierten rund 1000 Topmanagerinnen, Politikerinnen, Wissenschafterinnen und Journalistinnen aus 69 Ländern über die Krise der Institutionen.

Allein aus China waren diesmal fünfzig Frauen gekommen, doch das Forum wird auch in Zukunft in Europa tagen. Deauville verfüge über ausreichende Hotelkapazität, ein am Ärmelkanal gelegenes Kongresszentrum und sei nur 200 Kilometer von Paris entfernt, hieß es als Begründung dafür.

Den zunehmenden Vertrauensverlust in die Medien hob in ihrer Eröffnungsrede Aude Zieseniss de Thuin, Gründerin und Leiterin des Forums, hervor: Eine Problematik, die auch in einem dicht besuchten Workshop ausgeleuchtet wurde. Zwischen CNN, das über ein weltweites Netz von Amateur-InformantInnen plus qualifizierten JournalistInnen verfügt, über BBC und das französische Fernsehen bis zu Qualitätszeitungen und Gratisblättern, die man in wenigen Minuten lesen kann - sowie Blogs, die subjektive Meinungen weltweit verbreiten -, sei das Angebot heute weit gefächert - zu weit, wie manche Mitdiskutantin meinte.

Mutige Journalistin

Technologische Entwicklung und kommerzielle Konkurrenz machten die Arbeitsbedingungen für die JournalistInnen immer schwieriger und führten bei vielen MedienkonsumentInnen zu weitgehendem Vertrauenverlust, wurde beklagt. Am Freitag jedoch bekam die libanesische Journalistin May Chidiac viel Applaus: Im Jahr 2005 im Libanon fast einem Attentat zum Opfer gefallen, bekräftige sie nach 30 Operationen, dass sie "weiterhin im Fernsehen sprechen und gegen Terroristen kämpfen" werde.

Distanz zu PolitikerInnen

Was Frauen von PolitikerInnen erwarten, war Thema einer Plenarsitzung. Auch hier war von zunehmender Distanz die Rede. Um glaubwürdig zu sein, müssten PolitikerInnen auf lokalem und nationalem Niveau versuchen, den Zusammenhang zwischen Tagesängsten ihrer Mitbürger - etwa vor Arbeitslosigkeit und Wohnungsnot - und dem globalen Kontext herzustellen, sagte die frühere französische sozialistische Justizministerin Elisabeth Guigou.

Die ehemalige spanische Gesundheitsministerin Maria Angeles Amador bezeichnete die 30-Prozent-Frauen-Beteiligung im Parlament ihres Landes als großen Erfolg. Im französischen Parlament seien nur 18,5 Prozent Frauen vertreten, ergänzte hier die moderierende französische TV-Journalistin Christiane Ockrent.

Auch eine ungewöhnliche Kooperation zur Förderung von Frauen wurde am Freitag vorgestellt. Die "Unternehmens-Stiftung L'Oréal" des internationalen Kosmetikkonzerns, der einer von 50 Partnern des Forum ist. L'Oréal bildet etwa FrisörInnen aus, um KundInnen über Aids zu informieren. (Olga Grimm Weissert aus Deauville, DER STANDARD, Print, 13./14.10.2007)