Wien – Vor 20 Jahren brach an den Börsen eine Welt zusammen. Der größte Crash nach dem Zweiten Weltkrieg brachte dem 19. Oktober 1987 den Namen Schwarzer Montag ein. Spekulationen auf US-Zinserhöhungen hatten die Kurse weltweit ins Straucheln gebracht. Computer lösten mit ungebremsten Verkäufen eine Kettenreaktion aus.
Fast 23 Prozent büßte der New Yorker Dow-Jones-Index an diesem Tag ein – ein Absturz, den es in dieser Größenordnung an einem Tag seither nicht mehr gab, fast doppelt so stark wie am 24./25. Oktober 1929 ("Black Thursday/Friday"), als die Weltwirtschaftskrise der 30er-Jahre begann.
Beben an der Wall Street
Die Anleger verloren 1987 an einem Tag allein an der New Yorker Börse mehr als 500 Mrd. Dollar. Europas Börsen spürten das Beben an der Wall Street ebenfalls heftig (der Index an der damals äußerst beschaulichen Wiener Börse fiel am 20. Oktober um 4,3 Prozent).
Bis heute wird über die Ursachen gestritten. Eines ist aber bei jeder Börsenpanik immer das Gleiche: Die Aktienbesitzer wollen plötzlich alle gleichzeitig verkaufen, es gibt aber keine Käufer.
20 Jahre später: Der 19. Oktober 2007 fällt auf einen Freitag – Ängste vor einem neuen Zusammenbruch löst das Datum kaum aus. Der Dow Jones hat trotz zahlreicher Rückschläge – etwa nach dem Platzen der Dotcom-Blase und den Terrorattacken vom 11. September 2001 – jetzt ein Niveau von rund 14.000 Punkten erlangt. Er ist damit innerhalb von zwei Jahrzehnten um das Siebenfache gestiegen.
Nach dem Crash von 1987 wurden die Handelssysteme verbessert. So gibt es heute bei großen Schwankungen Unterbrechungen ("Circuit Breaker"), die Zeit zum Nachdenken geben. Ein Fondsmanager warnt: Die Computersysteme seien zwar ausgereifter, aber weiterhin fehlbar. Der Markt sei komplexer, globaler und in mancher Hinsicht empfindlicher geworden. Verwiesen wird auf den Einbruch der Börsen in Shanghai im Februar, der rund um den Globus die Märkte belastete. Auch sehen manche angesichts der Inflationswarnungen von Notenbankern und Spekulationen auf Zinserhöhungen auch Parallelen zu 1987. Ein Unterschied sei aber, dass US-Aktien heute nicht überbewertet werden.
Damals und heute
Ebenfalls einen "Jahrestag" hat die erste Weltwirtschaftskrise im Jahr 1857. Auch hier finden sich Parallelen zu heute: Wie die aktuelle Subprime-Krise gingen die Troubles vor 150 Jahren von den US-Banken aus. Diese vergaben recht leichtfertig Kredite an Farmer und Eisenbahngesellschaften. Dann ging die Nachfrage nach Lebensmitteln aus Europa stark zurück, die Eisenbahnen hatten weniger zu transportieren. Nach dem Zusammenbruch der Ohio Life Insurance & Trust wegen faulen Krediten stürmten Unternehmer die New Yorker Banken (Bild oben), um Gelder abzuziehen. Weltweit brachen Kreditblasen daraufhin zusammen. (Reuters, dpa, szem, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13./14.10.2007)