Der 20-jährige Serbe, der maßgeblich am Zuschauerboom in der Stadthalle Anteil hat, ist freilich auch für das Endspiel, das heuer erstmals nur noch auf zwei Gewinnsätze gespielt wird, Favorit. "Ich habe heute mein bestes Tennis in diesem Turnier gespielt", meinte Djokovic. Auf dem Weg in sein heuer siebentes Endspiel hat der Weltranglisten-Dritte nur einen Satz abgegeben. "Ich wusste, dass es nicht leicht wird, immerhin hat Seppi Baghdatis und Ljubicic geschlagen", war der US-Open-Finalist gewarnt. Von seiner Form bei den US Open sei er aber dennoch noch weit entfernt. "Ich liebe es auf Hardcourt und im Freien zu spielen."
Das anstrengende Viertelfinale vom Vortag gegen Juan Ignacio Chela, das er erst nach fast drei Stunden und nach Abwehr zweier Matchbälle gewonnen hatte, hat er gut weggesteckt. Mit einem Zweisatzsieg hat er Kräfte für das Titelmatch gespart. "Gestern hätte ich beinahe verloren und ich hatte Glück, aber heute war eine andere Geschichte, ich habe viel besser gespielt."
Die Tatsache, dass sich Djokovic in Wien zum Ticketseller entwickelt hat, freute ihn freilich. "Was für einen Prozentsatz bekomme ich?", meinte er fast ernst. "Nein, es ist toll, dass so viele Leute zum Tennis kommen. Es ist eine aufregende Arena da draußen und wieder viele serbische Fans unterstützen mich. Wo immer ich jetzt spiele, habe ich immer mehr Fans."
Er selbst ist ein "Fan" der Stadt Wien geworden. Nicht nur gegenüber österreichischen Medien schwärmt der Serbe von der Bundeshauptstadt. "Ich mag die Stadt wirklich. Es ist eine der schönsten Städte, die ich je gesehen habe. Ich mag Geschichte und ich mag Länder, die auf ihre historischen Gebäude etwas halten. Wien ist großartig." Ob er deshalb schon jetzt sagen will, dass er auch 2008 wieder in der Stadthalle zu sehen ist? "Das ist eine offene Geschichte. Ich kann nicht sagen, ob ich wiederkomme." Wovon das abhänge? "Von meiner Gesundheit, der Turnierplanung - und dem Belag."
Weniger wählerisch wird sein Finalgegner sein. Wawrinka bestätigte seine Erfolge über Marc Gicquel (FRA), David Nalbandian (ARG), Koubek-Bezwinger Feliciano Lopez (ESP) mit einem Sieg auch über Ferrero. Zwar bäumte sich der frühere Weltranglisten-Erste nach einem 0:4 im ersten Satz noch auf, musste aber den Satz dennoch abgeben. Einen neuerlichen 0:5-Rückstand im zweiten Durchgang konnte der von den Vorrunden auch ausgelaugte Ferrero aber nicht mehr egalisieren.
"Es ist eine kleine Überraschung für mich. Ich habe ein sehr starkes Match gespielt", gestand Wawrinka, der sich allerdings gegen Ferrero zuvor schon gute Chancen ausgerechnet hatte. Sowohl vom Aufschlag als auch von der Grundlinie her habe er sich zuletzt sehr steigern können.
Ob er nun in die Fußstapfen seines Landsmann Roger Federer, der in Wien zweimal triumphiert hat, treten wolle? "Natürlich, aber es wird sehr hart für mich, weil ich spiele gegen die Nummer 3 der Welt." Und sein Sieg im Vorjahr gegen Djokovic zähle da nicht so sehr. "Das war vor einem Jahr, Novak hat sich seither sehr gesteigert." Doch allein die zweite Finalteilnahme in diesem Jahr (nach Stuttgart, wo er sich erst Rafael Nadal geschlagen geben musste), sei etwas Besonderes für ihn. "Ich war heuer lange verletzt, habe drei, vier Monate wegen einer Knieverletzung verpasst", so Wawrinka.