Keine gute Meinung über Flöttls Talente: Investmentguru Kaveh Alamouti.

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Wien - Der Auftritt des 52-jährigen Investmentbankers Kaveh Alamouti heute Montag im Bawag-Prozess ist von großer Erwartungshaltung getragen. Die Aussage des in London lebenden Iraners, studierten Technikers, promovierten Finanzwissenschafters und Professors an der London School of Economics, der seit Jahren großes Geld mit Finanzgeschäften macht, soll Licht ins Dunkel divergierender Aussagen der Angeklagten bringen.

Hedgefondsmanager Alamouti gilt als einer der Besten (und Bestverdienenden) seiner Branche, geriet 1999 ins Bawag-Spiel. Damals waren die Geschäfte Wolfgang Flöttls mit Bawag-Geld zum zweiten Mal schiefgegangen, die Banker beschlossen, frisches Geld nachzulegen. Flöttl, so die Darstellung Helmut Elsners, sollte aber nichts mehr selbst veranlagen, er habe dafür den Experten Alamouti "vermittelt". Flöttl bestreitet diese Darstellung; tatsächlich legte er das Geld wieder selbst und in Yen an. Das Ergebnis im Jahr 2000: Die rund 430 Mio. Euro waren weg.

Keine Zusammenarbeit

Alamoutis Erzählungen sind essenziell für das Verfahren, bei seiner knapp einstündigen Einvernahme vor der britischen Polizei (vom "Serious Fraud Office", dem Büro für schweren Betrug; der Wiener Staatsanwalt Georg Krakow plus Kollege und ein Wiener Kriminalpolizist waren dabei) im September 2006 belastete er Elsner und Flöttl. Es habe zwar Gespräche und Memoranden gegeben, aber keine Zusammenarbeit.

Nur einmal, bei einem 20-minütigen Treffen Ende 1999 in Flöttls "großem Haus in Belgravia" habe er Elsner (Alamouti sprach zunächst "von einem Burschen von irgendeiner österreichischen Bank", anhand eines Fotos erkannte er dann Elsner) seine Strategien erklärt: "Alles, was ich tat, war, ihm meine Handelsmethode zu beschreiben. Elsner freute sich über meine Risikobegrenzungen, er mochte meinen Zugang." Elsner habe ihn keine Details gefragt, man habe nicht darüber gesprochen, Bawag-Gelder zu managen, "die Bawag war nie Teil von irgendetwas, wir haben auch über keine Beträge gesprochen." Elsner ("Ich habe danach nie wieder Kontakt zu ihm gehabt.") habe auch wissen müssen, dass er, Alamouti, damals noch keine Lizenz für seine eigene Trading-Gesellschaft gehabt habe. All das erfuhren Elsners Vorstandskollegen (sie segneten die Unibond-Geschäfte ab) nicht, wie sie behaupten.

Flöttl "immer sehr suspekt"

1999 hätte Flöttl Alamouti eine Kooperation angeboten, es sei darum gegangen, Flöttls eigenes und das Geld Dritter zu managen sowie Beratungsleistungen zu liefern. Alamoutis Interesse hielt sich zunächst in Grenzen: "Wolfgang kam mir immer sehr suspekt vor. Es gab eine Menge Gerüchte im Markt über die Quelle seiner Geldmittel. Wir waren nicht sehr angetan. (...) Flöttl hatte den Ruf, sehr, sehr große Positionen zu nehmen. Für ihn war das eher wie eine Lotterie: Wenn es funktioniert, ist es großartig, wenn nicht - na dann."

Jedenfalls holte Alamouti Erkundigungen über Flöttl ein, besichtigte seine Büros in London und Bermuda, was ihn beruhigte; die beiden schlossen die Grundsatzvereinbarung für eine Kooperation, die beginnen sollte, sobald Alamouti die Lizenzen hatte. Um Veranlagungen von Bawag-Geld sei es dabei nie gegangen, "der Name Bawag fiel nie, wir wollten einen Fonds für internationale Investoren gründen". Dass Flöttl Alamouti ihn in den Unibond-Verträgen mit der Bawag erwähnt hatte, habe er nicht gewusst, "den Namen der Unibond-Gesellschaften oder die Verträge habe ich nie gesehen".

Es kam nie dazu

Im Juni 2000 waren dann Alamoutis Lizenzen da, aber: "Flöttl verzögerte den Handelsstart. Er sagte, seine Frau habe Krebs, er könne sich jetzt nicht auf den Markt konzentrieren. Das war's dann", so Alamouti zur Londoner Polizei. "Wir kamen also nie dazu, etwa gemeinsam zu tun."

Honorare und eine Abschlagszahlung beim Ausstieg Flöttls aus dem Vertrag brachte dem Investmentguru in Summe 1,5 Mio. Euro und 2,5 Mio. Dollar. Das sei so vereinbart gewesen, "weil meine Zeit ist ziemlich wertvoll". (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.10.2007)