Im Streit zwischen der Deutschen Post und ihrer privaten Konkurrenz bei der Briefzustellung wird der Ton schärfer. Post-Chef Klaus Zumwinkel sagte am Wochenende auf einer Russland-Reise, sein Konzern könne auch nach Wegfall des Briefmonopols Ende 2007 bessere Preise und Leistungen bieten: "Ich will die Wettbewerber bluten lassen." Es könne dazu kommen, dass ein Medienkonzern 2008 "Minderumsätze" habe. Zuvor war bekanntgeworden, dass die Post Anzeigen beim Axel-Springer-Verlag storniert hat, der wiederum maßgeblich an der Briefzustellfirma Pin Group beteiligt ist.

Zuletzt zehn Millionen Euro für Werbung pro Jahr

Der Werbeleiter der Post hat nach Darstellung des Konzerns, ohne den Vorstand einzuschalten, Anzeigen im Volumen von rund 800.000 Euro vor allem für Springer-Blätter zurückgezogen. Die Post habe noch nicht endgültig entschieden, ob sie ihre Anzeigen in allen Springer-Blättern dauerhaft storniert, sagte ein Sprecher des Konzerns in Moskau. "Wie wir weitermachen, wird in den kommenden Wochen entschieden." Die Stimmung im Haus sei aber nicht so, dass eine Rücknahme der Entscheidung zu erwarten sei. Dies könnte bedeuten, dass die Post auch im kommenden Jahr keine Anzeigen in Springer-Blättern wie der "Bild"-Zeitung oder der "Welt" schaltet. Der Konzern gab nach Angaben eines Sprechers zuletzt rund zehn Millionen Euro jährlich für Werbung in Springer-Blättern aus. Für Werbung insgesamt zahlt die Post jährlich 80 bis 110 Mio. Euro.

Die Pin-Group-Beteiligung macht Springer zu einem Post-Konkurrenten. Im Streit um die Einführung eines Mindestlohns für die Post-Branche hatte es eine Anzeigenkampagne von Verlagshäusern gegen die Post gegeben, in denen unter anderem Bundeskanzlerin Angela Merkel, Arbeitsminister Franz Müntefering und Zumwinkel scharf angegriffen wurden. Ihnen wurde dabei vorgeworfen, durch einen Mindestlohn für Briefträger Zehntausende Arbeitsplätze bei Post-Konkurrenten zu vernichten.

"Unsouveräne Reaktion eines Noch-Monopolisten"

Der Verlag kritisierte die Anzeigenstornierung durch die Post: "Es ist schon erstaunlich, wie offensichtlich unsouverän ein international agierender Großkonzern und Noch-Monopolist auf das unternehmerische Investment eines potenziellen Wettbewerbers reagiert", wird das Unternehmen im Magazin "Der Spiegel" zitiert.

Bei den Anzeigen gehe es vor allem um Werbung der Postbank, aber auch von Konzerntöchtern wie DHL, sagte der Postsprecher in Moskau. Eine endgültige Entscheidung des Vorstands sei aber noch nicht gefallen, betonte er. Dabei gebe es aber auch keinen Zeitdruck: "Es gibt keinen Grund, sich für das Haus Springer zu beeilen." Es handele sich um eine "normale Überprüfung" der Werbekampagnen am Jahresende und keine Strafaktion gegen Springer.

Wohl keine Gratiszeitung

Zumwinkel betonte, er sehe die Kampagne "gelassen". Diese stachele die Post "noch mehr an", es der Konkurrenz im Wettbewerb am Briefmarkt zu zeigen. Gleichzeitig prüfe die Rechtsabteilung des Konzerns aber auch Möglichkeiten für Reaktionen auf die persönlichen Angriffe.

Zu Überlegungen der Post, selbst mit einer Gratiszeitung an den Markt zu gehen und den Verlagen damit auf ihrem eigenen Gebiet Konkurrenz zu machen, sagte Zumwinkel, dies werde wohl nicht kommen. Die Post stehe aber gerne bereit, eine solche Zeitung in Deutschland an die Leser zu bringen: "Wenn eine Gratiszeitung in Deutschland kommt, würden wir mit Freude das Produkt in unsere Netze aufnehmen". Die Post liefert auch Zeitungen für Springer aus. (APA/Reuters)