"Noch ein Kastl"

Der Fernsehmarkt befindet sich derzeit im Umbruch: High-Definition-Fernsehen in nie gekannter Qualität und einer verwirrenden Anzahl von Ausprägungen bestimmt den Markt. Hinsichtlich der Sendetechnologie löst das digitale DVB-T in Österreich gerade das klassische Analogfernsehen ab und die Telekommunikationsanbieter wildern mit IPTV bzw. Internet-TV in den Pfründen der Sendeanstalten und Kabelnetzbetreiber.

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Medienrummel

Vor allem Internet-TV hat mit dem großen Bekanntheitsgrad von Video-Portalen wie YouTube oder DailyMotion viel Aufmerksamkeit bekommen. Während sich Lösungen wie die oben erwähnten Portale oder etwa die Mediathek des ZDF und dem iPlayer (im Bild) der BBC primär an den Seher wenden, der vor dem PC sitzt bzw. diesen in sein TV-Landschaft integriert hat, richten sich die Internetprovider mit IPTV an den "normalen" TV-Nutzer, der keinen PC in seiner Nähe hat.

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Datenstrom

Mit IPTV (Internet Protocol Television, Internet-Protokoll Fernsehen) wird üblicherweise die Übertragung von Fernsehprogrammen und Filmen bezeichnet, die auf Basis des Internet Protokolls (IP) über eine Datenleitung übertragen werden. Diese erfolgt zumeist von Servern des Anbieters über dessen Internetleitungen direkt zum Endkunden. Das Angebot ist daher zumeist auf das Netzwerk des Anbieters beschränkt. In Österreich bietet etwa die Telekom Austria mit aonTV (im Bild) IPTV an.

telekom austria

Als "Empfänger" dient bei IPTV zumeist eine Settop-Box, wie man sie vom Satellitenempfang her kennt. Zu den weiteren Merkmalen von IPTV gehören ein elektronischen "Programmheft" (EPG, Electronic Program Guide) und oft auch "Digitale Videorekorder", die das zeitversetzte Ansehen einer Sendung oder Video auf Abruf-Funktionen bieten. Darüber hinaus wird meist eine Videothek, in der man sich Spielfilme gegen Aufpreis mieten kann, angeboten. Auch interaktive Inhalte können über IPTV angeboten werden.

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Rauschfrei?

Internet-TV wird im Vergleich mit IPTV zumeist durch die Tatsache definiert, dass der Inhalte-Anbieter nicht mit dem Internet-Provider übereinstimmt und daher keine störungsfreie Übertragung gewährleisten kann. Zumeist werden die Internet-TV Angebote auch in einem Webportal bzw. über ein spezielles Programm wie Joost (im Bild) angeboten, so dass die Konsumation der Inhalte zumeist am PC erfolgt.

standard/screenshot

Peer to Peer

Während bei IPTV die Inhalte zumeist direkt zum Kunden "gestreamt" werden, da die Anbieter ja auch die Leitungen kontrollieren, gehen viele Internet-TV Anbieter aufgrund der relativ geringen Bandbreiten im Internet einen anderen Weg. Sie laden, etwa über P2P (peer to peer) Netzwerke wie Bittorrent oder Vuze, die Inhalte vor der Wiedergabe auf den PC. So können sie diese einerseits unterbrechungsfrei wiedergeben und andererseits auch deren Ladezeiten beschleunigen, da die Inhalte von allen Teilnehmern selbst auch wieder verteilt werden. Der Nachteil daran ist die zeitversetzte Wiedergabe. Dafür bieten aktuelle Anwendungen auf zahlreiche höher aufgelöste Inhalte.

standard/screenshot

Stream

Eine andere Variante, für die allerdings eine eigene Hardware angeschafft werden muss, bietet die Slingbox: Diese wird an die TV-Antennenleitung angeschlossen und streamt die Sender ins Internet. Abgerufen werden sie über einen eigenen Player am Laptop oder am Handy, mit dem sich die Sender durchzappen lassen. Im WebStandard-Test funktionierte das System einwandfrei. Die Qualität skaliert allerdings mit der Upload-Geschwindigkeit des Internetanschlusses, was bei "typisch Österreichischen Internet-Verbindungen" mit rund 512 kbit/s Upload-Leistung zu relativ kleinen Bildern außerhalb des lokalen Netzwerkes führt. Zudem sollte man vor der Anschaffung kontrollieren, ob die Slingbox mit den bereits vorhanden Geräten harmoniert.

sling media

Vereinigung

Zu guter Letzt führen neuere Programme wie etwa Tribler unterschiedliche Angebote zusammen. Damit lassen sich basierend auf P2P-Technologie auf dem Desktop torrent-Dateien herunterladen, gleichzeitig aber auch Video-Portale durchsuchen und Clips streamen. Was fehlt ist noch die Möglichkeit Fersehkanäle einzubinden.

Bandbreite

Eines ist fast allen Lösungen gemein: Der Hunger nach Netzwerk-Bandbreite. Ein Flat-Tarif ist für beide Lösungen anzuraten, da bei einer mengenbezogenen Abrechnung am Ende des Monats eine böse Überraschung droht. Prinzipiell gilt aber: Je schneller die Internetanbindung, desto besser. Bezüglich IPTV geht eine Studie des WDR von Datenraten von mindestens 2,5MbitSec für eine PAL ähnliche Bildqualität aus. Im Umgang mit Online-Diensten wie Joost, haben wir im Webstandard-Test allerdings die Erfahrung gemacht, dass lediglich Anbindungen ab 4 bis 8 Mbit für ein störungsfreies Erlebnis sorgen.

Kosten
Das schöne an den zahlreichen Internet-TV-Diensten ist, dass sie abseits der Internet-Gebühren kostenlos sind. Dafür mangelt es derweil noch an hochwertigen Inhalten. Die meisten Programme sind noch in der Aufbauphase, Werbung soll später für ein attraktiveres Portfolio sorgen.

IPTV hingegen wird gegen monatliche Gebühren oft als Paket mit dem Internet-Zugang von Providern angeboten und entspricht weitgehend Satelliten- oder Kabel-Fernsehen. Zusätzlich runden eine Online-Videothek und interaktive Dienste das Bild ab. (zw/apa)

zdf