Pankreas (gelb), zwischen Dünn- darm (rosa), Milz (lila), Blutgefäßen (rot, blau) und Gallenweg (grün).

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Luciano Pavarottis Tod hat die Bauchspeicheldrüse wieder einmal in die Schlagzeilen geholt: Er starb, weil sein Pankreas vom Krebs befallen war. "Bauchspeicheldrüsenkrebs zählt zu den fünf häufigsten Krebserkrankungen in Österreich", konstatiert Gabriela Kornek, Onkologin am Wiener AKH. Der hochaggressive Tumor wird meist viel zu spät diagnostiziert, die Therapie ist noch unbefriedigend und die Prognose mit weniger als einem Jahr mittlerer Überlebenszeit schlecht.

Früherkennung ist ein Glück

"Man kann je nach Lage des Tumors auch Glück haben", sagt der onkologische Chirurg Michael Gnant vom Wiener AKH. Glück heißt: Der Tumor drückt frühzeitig auf den Gallengang, und Haut und Augen des Erkrankten färben sich gelb. Nur so kommt es zur frühen Diagnose. "Die Operation ist dann die einzige Heilungschance", sagt Gnant, der bei operablen Pankreas-Karzinomen standardmäßig einen Teil der Bauchspeicheldrüse und des Dünndarms (partielle Duodenopankreatektomie) entfernt.

Nach OP massive Probleme

Früher wurde die gesamte Bauchspeicheldrüse mit Teilen des Magens herausoperiert - danach hatten Patienten allerdings mit massiven Verdauungsproblemen zu kämpfen und waren nach der Operation insulinpflichtige Diabetiker.

Chirurgisch schwer erreichbar

Abgesehen von den Folgen ist das große Problem an Pankreasoperationen aber die anatomische Lage des Organs, das nämlich von vielen wichtigen Blutgefäßen umgeben ist und chirurgisch nur sehr schwer erreichbar ist. Deshalb seien auch lediglich 20 Prozent aller Pankreaskarzinome operabel, sagt Gnant, drei von vier Patienten kämen erfahrungsgemäß erst im unheilbaren Stadium in die Klinik.

Ultraschall nicht ausreichend

Selbst mit Screening-Programmen könne diese Situation eigentlich nicht verbessert werden: "Da wir die Risikogruppen nicht kennen, müsste man theoretisch die gesamte Bevölkerung mehrmals jährlich untersuchen, um die Erkrankung in der Frühphase entdecken zu können", sagt Kornek und meint, dass Ultraschall dafür oft nicht einmal ausreichen würde.

Diagnose mittels CT

Computertomografie (CT) sei die einzig vernünftige Diagnosemethode, ist Rupert Prokesch, Vorstand der Radiologie am Krankenhaus in Zell am See in Salzburg, überzeugt und warnt davor, Computertomografien aus Kostengründen sparsam einzusetzen. Bei unklaren Beschwerden solle deshalb eher früher als später ein CT-Bild angefertigt werden.

Innovative Wege

Ist die Diagnose aber erst einmal gesichert, der Tumor als inoperabel eingestuft, sind aber noch keine Metastasen vorhanden, erhalten Patienten am Wiener AKH drei Monate klassische Chemotherapie in Kombination mit dem neuen zielgerichteten Medikament Bevacizumab. "Bei mehr als der Hälfte aller Patienten ist nach dieser Behandlung eine Operation dann doch noch möglich", sagt Gnant.

Neues Chemotherapeutikum

Von innovativen Behandlungsstrategien in der Chemotherapie kann aber auch seine Kollegin Kornek berichten. "Relativ neu ist Capecitabine, ein Chemotherapeutikum, das in Kombination mit der Standardtherapie Gemcitabine und Therapien mit monoklonalen Antikörpern, etwa Erlotinib und Cetuximab, die Prognose für Erkrankte hoffentlich verändern wird", meint Kornek.

Das Besondere am Chemotherapeutikum Capecitabine: Der Wirkstoff wird als inaktive Substanz in Form von Tabletten verabreicht und entfaltet erst im Tumor selbst seine aktive Wirkung.

Individuelle Krankheitsprofile

Auch die Strahlentherapie in Kombination mit Chemotherapie sei im Falle von inoperablem Bauchspeicheldrüsenkrebs in Europa unterbewertet, so Kornek. Worum sich die Pathologen am Wiener AKH besonders bemühen, ist die genaue Bestimmung der Tumormerkmale nach einer Gewebeentnahme. "Ziel ist es, individuelle Krankheitsprofile zu erstellen", so Kornek. (Regina Philipp/MEDSTANDARD/15.10.2007)