"Neue Zürcher Zeitung" (NZZ):
"Alle Konzepte dienen offensichtlich dazu, besser der Tatsache gerecht zu werden, dass die heutigen Realitäten in China mit den traditionellen Vorstellungen des Marxismus-Leninismus nur noch die Organisationsform der KPCh gemein haben, die Partei aber ihren politischen Führungsanspruch keinesfalls infrage stellen lassen will. (...) Weil ihr Machtmonopol so absolut ist, tut sich die Partei schwer mit 'Checks and Balances' und Transparenz. Rechtssicherheit und Korruptionsbekämpfung sind zwar in der offiziellen Parteisprache ein Gebot der Stunde. Doch es bleibt ein Geheimnis, wie die Partei solches ohne weitergehende institutionelle Reformen, mehr Wettbewerb und ohne mehr Transparenz und freiere Medien gewährleisten kann."
"Süddeutsche Zeitung" (München):
"Mit besänftigenden Parolen will Chinas Führung auf dem Parteitag die zunehmenden sozialen Spannungen kaschieren. (...) Während die wichtigen Entscheidungen wie zu Maos Zeiten hinter verschlossenen Türen getroffen werden, dient der KP-Parteitag den Spitzengenossen zur öffentlichen Demonstration ihrer Macht. Es wird donnernden Applaus geben, wenn Hu Jintao seine Grundsatzrede beendet hat. Mit Spannung wird jedoch erwartet, ob es ihm gelingen wird, seine ideologischen Schlagwörter in die Parteiverfassung schreiben zu lassen. Sie lauten 'Harmonie' und 'wissenschaftliche Entwicklung'. Das rasante Wirtschaftswachstum Chinas, das sich immer weiter zu beschleunigen scheint, hat das soziale Gefüge gründlich durcheinandergerüttelt. (...) Der Kampf um die richtigen Begriffe ist ebenso ein Ritual der Macht, wie die Anweisung an alle Chefredakteure des Landes, in diesen Tagen ein Foto des Parteichefs auf der Titelseite zu drucken."
"Der Tagesspiegel" (Berlin):
Die handverlesenen Delegierten - darunter Modellarbeiter, Musterbauern und einige Privatunternehmer - werden Hus politische Doktrin der 'wissenschaftlichen Entwicklungsansicht' und der 'harmonischen Gesellschaft' im Parteistatut festschreiben. Hinter den beiden Schlagworten steht die Idee, dass China sich künftig umwelt- und sozialverträglicher entwickeln muss und die Wohlstandskluft nicht zu groß werden darf. Ob und wieviel von dieser Politik in der Realität umgesetzt wird, ist zweitrangig. Indem Hu seine Politik in die Parteiverfassung schreiben lässt, stellt er sich auf die gleiche Stufe wie die großen Vorgänger Mao Zedong, Deng Xiaoping und eben auch Jiang Zemin."
"El País" (Madrid):