Rom - Ein Strafurteil eines deutschen Gerichts sorgt für
Empörung in Italien. Das Amtsgericht Bückeburg bei Hannover
(Bundesland Niedersachsen) hat nämlich im Prozess gegen einen wegen
Entführung, Vergewaltigung und Folterung seiner Ex-Freundin
angeklagten 29-Jährigen dessen sardische Herkunft als strafmildernd
eingestuft. Das Gericht berücksichtige den "kulturellen und
ethnischen Hintergrund" des Täters, heißt es in der Begründung des
auf sechs Jahre Haft lautenden Urteils mit Blick auf die Rolle von
Mann und Frau in Sardinien.
Ein Jahr alt
Das Urteil ist bereits ein Jahr alt, wurde aber erst jetzt
bekannt. Politiker und Intellektuelle - nicht nur in Sardinien,
sondern in ganz Italien - bezeichneten die strafmildernden
Beweggründe als "rassistisch". Die bekannte aus Sardinien stammende
TV-Journalistin Bianca Berlinguer prangerte das Urteil als "verrückt"
an. Frauen würden auf Sardinien respektiert. Italienische
Rechtsparteien meinten, die Regierung von Premier Romano Prodi müsse
in Berlin protestieren.
Gerichtspräsidentin Birgit Brüninghaus wies die Vorwürfe
entschieden zurück. Sie sehe in dem Herausgreifen des umstrittenen
Satzes aus einer langen Urteilsbegründung eine falsche, verzerrte
Wiedergabe. Bei dem Verurteilten habe man das Strafmaß auf die Hälfte
gedrückt. (APA)