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Nach einem Gewinneinbruch von 57 Prozent will die Citigroup gemeinsam mit anderen US-Großbanken den Markt für Kreditpapiere mit einem Notfallfonds stützen.

Foto: APA/EPA/Justin Lane
Ein von den großen amerikanischen Banken gespeister Fonds mit einem Volumen von rund 80 Milliarden Dollar soll verbriefte Kreditpapiere aufkaufen und somit den Markt beruhigen. Die Citigroup bekommt die Folgen der US-Hypothekenkrise stark zu spüren.

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New York – Mit einer aufsehen- erregenden Rettungsaktion wollen nun die führenden amerikanischen Banken die negativen Auswirkungen der Vertrauenskrise auf die Märkte abfedern. Citigroup, Bank of America und JPMorgan wollen einen Fonds etablieren, der verbriefte Schuldverschreibungen, deren Handel seit dem Platzen der US-Immobilienblase deutlich beeinträchtigt ist, aufkauft.

Nach ersten Berichten am Wochenende bestätigten die drei Banken am Montag die Pläne. Weitere Institute könnten sich der Initiative anschließen, mit der die Liquidität gesichert und das Vertrauen wiederhergestellt werden soll. Als Vehikel für die Vorgangsweise wurde ein Fonds mit dem Titel "Master Liquidity Enhancement Conduit" (M-LEC) mit einem Volumen von 80 Mrd. Dollar aus dem Boden gestampft.

Letztlich helfen sich die Banken damit selbst, stecken sie doch mit ihren Conduits oder Zweckgesellschaften ziemlich in der Patsche. Conduits, von den Instituten gegründeten Firmen, die nicht in der Bilanz aufscheinen, haben 320 Mrd. Dollar in Kredite investiert, die mit wackeligen Hypotheken oder anderen Vermögen besichert sind. In Europa hat das Auffliegen derartiger Engagements außerhalb der Bilanz fast zum Kollaps der SachsenLB geführt.

Die Conduits wurden wiederum mit der Ausgabe von Commercial Paper – kurzfristigen Schuldverschreibungen – refinanziert. Dieser Markt ist infolge der Kreditkrise und dem gegenseitigen Misstrauen eingebrochen, die Stützung durch den Banken-Fonds soll ein weiteres Abgleiten verhindern. Allerdings soll M-LEC nur bei gut besicherten Papieren eingreifen, deren Bewertung ebenfalls stark unter Druck geriet.

Konkret soll M-LEC Commercial Paper am Markt aufkaufen, um einen Schneeballeffekt zu verhindern. Der Notfallfonds folgt im Prinzip einem Konstrukt, das 1998 nach dem Zusammenbruch des Hedgefonds Long Term Capital Management ausgearbeitet wurde. Sieben Banken kauften damals in einer konzertierten Aktion Papiere des Fonds, der sich mit Währungsgeschäften verspekuliert hatte.

Lastenaufteilung

Für die jetzige Aktion soll es keinen Einsatz von Steuergeldern geben, allerdings sei das US-Finanzministerium in die Pläne eingebunden und koordiniere die Vorbereitungen, hieß es in Zeitungsberichten. Demnach werde auch noch über die Lastenaufteilung unter den einzelnen Geldinstitute gerungen, wobei vor allem das Engagement der weltgrößten Bank Citigroup als entscheidend gilt. Washington soll überdies auf eine Teilnahme europäischer Banken an der Rettungsaktion drängen, schrieb das Wall Street Journal.

Wie sehr die Hypothekenkrise die Citigroup trifft, zeigte sich gestern anhand der veröffentlichten Quartalszahlen. Der Nettogewinn von Juli bis September brach um 57 Prozent auf 2,38 Mrd. Dollar (1,68 Mrd. Euro) ein, wie die Bank mitteilte. Der ohnehin unter Druck stehende Konzernchef Charles Prince räumte ein, dass die Citigroup ein enttäuschendes Quartal hinter sich habe.

Das Ergebnis umfasst Abschreibungen in Höhe von 1,35 Milliarden Dollar für zugesagte Kredite für Großübernahmen, 1,56 Milliarden Dollar für zweitklassige Hypothekenkredite und 636 Millionen Dollar im Anleihegeschäft. Weitere Schwachpunkte fanden sich im Firmenkunden- und Investment-Banking-Geschäft der Citigroup. Hier sackte der Gewinn um 74 Prozent auf 446 Millionen Dollar ab. (as, Reuters, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.10.2007)