Wien - In Österreich zeichnet sich ein weiterer Börsegang ab: Der steirische Edelstahlhersteller Breitenfeld Edelstahl will sich für eine Großinvestition Geld von der Börse holen, berichtet "Die Presse" in ihrer Ausgabe von morgen, Dienstag. Auf einen Zeitpunkt will sich Vorstandschef Rudolf Jurak noch nicht festlegen. Dem Bericht zufolge sei bei gutem Marktumfeld der Gang an die Börse - in Expertenkreisen IPO (Initial Public Offering) genannt, noch heuer möglich.

Zwar sei man mit einer Eigenkapitalquote von 43 Prozent "so gut aufgestellt, dass wir die Großinvestition auch aus eigener Kraft heben könnten, aber der Börsegang ist eine attraktive Option", so Jurak. Mit der Vorbereitung des Börsegangs werden die Deutsche Bank und die Erste Bank befasst.

Anlass für die geplante Kapitalmaßnahme ist eine rund 60 Mio. Euro schwere Großinvestition, mit der die Kapazitäten im Stahlwerk Breitenfeld auf rund 300.000 Tonnen aufgestockt werden sollen. 2009/10 sollen die Schmiedekapazitäten von 7.000 auf 45.000 Tonnen erweitert werden. Eine Verlagerung aus Kostengründen in Billiglohnländer komme für ihn aus Qualitätsgründen nicht in Frage, so Jurak.

Zuletzt erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 185 Mio. Euro. Den Gewinn will Jurak nicht beziffern, aber mit einer Rendite von 16 Prozent - gemessen am Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) - sei man "profitabler als Böhler".

Jurak wurde nach der Insolvenz 1996 als Sanierer und Aufsichtsratspräsident in das Unternehmen geholt, 2001 übernahm er von der Familie Pengg die Mehrheit am Unternehmen.

Enorme Nachfrage

Breitenfeld Edelstahl agiert in Wachstumsmärkten, die Nachfrage nach hochwertigem Stahl und Schmiedeteilen sei enorm, so Jurak. Seit 2001 flossen 70 Mio. Euro in die Modernisierung des Unternehmens. Zugleich wurde die Produktpalette neu ausgerichtet. Breitenfeld produziert Spezialstähle für die Energiebranche, für die Öl- und Gas-Exploration, den Maschinenbau und Werkzeugindustrie. Breitenfeld beliefert Schmiede-Spezialisten wie Böhler, die selbst keine Stahl-Produktion haben. Zu den Erstkunden gehören neben Böhler und dem Anlagenbauer Andritz auch eine Reihe norditalienischer Stahlverarbeiter. Zu den Endkunden zählen Siemens, General Electric, Flender und Statoil.

Mit dem Ausbau des Stahlwerkes wird der Personalstand von derzeit 360 Beschäftigten um 120 neue Mitarbeiter aufgestockt. Probleme, entsprechende Fachkräfte zu finden - ein Gutteil wird selbst ausgebildet - sieht Jurak nicht. "Wir gehören im Mürztal zu den großen und attraktiven Arbeitgebern", ein Teil des Gewinns wird über Prämien an die Belegschaft ausgeschüttet. (APA)