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Ex-Landesmama herzt Ex-Bundespapa.

Foto: APA/PETER HASELMANN
Graz – In der steirischen ÖVP rumpelt es gewaltig. Es bedurfte des kleinen Anlasses einer Buchpräsentation, um das seit der Wahlniederlage 2005 mit viel Ach und Weh einigermaßen ins Lot gebrachte Parteigefüge wieder zu erschüttern.

Herwig Hösele, Ex-Bundesratspräsident und ehemals engster Vertrauter der alten ÖVP-Landeshauptleute Josef Krainer und Waltraud Klasnic, brachte die dramatischen Monate rund um die Wahlschlappe, die der Partei nach 60 Jahren den Landeshauptmann gekostet hatte, zu Papier.

Zur Buchpräsentation hatte ÖVP-Landeshauptmannstellvertreter und Parteichef Hermann Schützenhöfer für den Montagabend eingeladen. Zwei Stunden vor dem Event sagten Schützenhöfer samt VP-Regierungsteam ab und brüskierten damit das steirische ÖVP-Establishment, das sich im weißen Saal der Grazer Burg um Klasnic, Krainer und Hösele bereits versammelt hatte. Ein Eklat.

Schützenhöfer hatte zuvor per Aussendung Höseles Buch als „einseitig und äußerst subjektiv“ verurteilt, dieser habe die Hauptschuld der Wahlniederlage dem ehemaligen „Querdenker“, Landesrat Gerhard Hirschmann, und zu Teilen auch dem Ex-Landesrat und jetzigen UIAG-Chef Herbert Paierl zugeschoben. Schützenhöfer: „Für eine persönliche Abrechnung, die den Streit in der steirischen Volkspartei schürt und mühsam verheilte Wunden aufreißt, stehe ich nicht zur Verfügung.“ Im internen Kreis wetterte Schützenhöfer noch, dass ihm Hösele das Manuskript vorenthalten habe. Fazit: Schützenhöfer cancelte die ausgemachten 300 Buchbestellungen und enthob Hösele der Parteiaufgaben.

„Der Hermann hatte recht, er musste handeln“, stärkt Wirtschaftskammerchef Peter Mühlbacher dem Parteichef am Tag danach den Rücken. Mühlbacher zum Standard: „Es war höchste Zeit, dass Schützenhöfer auf den Tisch haute. Hösele ging es mit dem Buch nur darum, sich von jeglicher Schuld an der Wahlniederlage freizuschreiben. Gerade er, der schon Josef Krainer und dann Waltraud Klasnic mit hinuntergetragen hat. Was die Partei braucht, ist Ruhe, damit die Wunden heilen.“

Mit einem Schlag ist jedenfalls die schwere Parteikrise des Jahres 2005, die nie wirklich aufgearbeitet worden war, wieder akut geworden.

Plötzlich – von Hösele gerufen – irrlichtern die von Klasnic aus der Partei entfernten Paierl und Hirschmann wieder durch die Partei. Während sich Paierl raushält, macht sich Hirschmann als Stütze Schützenhöfers bemerkbar. Was das „Old Establishment“ schreckt: Das „Enfant terrible“ mischt wieder mit. (Walter Müller/DER STANDARD, Printausgabe, 17.10.2007)