"Die Vandalen des Profits" hätten sich der europäischen Idee bemächtigt, Europa werde nur als Kapitalwert wahrgenommen, so der Autor über die Ursache für die geringe EU-Akzeptanz. Transnational agierenden Konzernen würden keine transnational agierenden Gewerkschaften gegenüberstehen, in der Regel hätten "die Leute nicht so viel" von der Union.
Eine Sicht, der sich zwei Mitdiskutanten am Podium - SN-Chefredakteur Manfred Perterer und STANDARD-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid - nicht so recht anschließen konnten: Es brauche Zeit, um ein "gesamteuropäisches Bewusstsein wachsen zu lassen", sagte Perterer. Auch Föderl-Schmid plädierte für "Geduld mit Europa", ein Europa, dessen geografische Ostgrenzen laut dem Wiener Historiker Michael Mitterauer ein "historisches Zufallsprodukt" eines schwedischen Landvermessers im Jahr 1730 gewesen waren.
Die der Europäischen Union oft vorgeworfenen Nachteile seien nur allzu oft Ergebnisse nationaler Politik, argumentierten die beiden Chefredakteure, die beide früher als EU-Korrespondenten in Brüssel tätig waren. Die Urheber vieler Normierungen - wie etwa jene Vorgabe zur Form der Traktorensitze - seien oft in den EU-Mitgliedsstaaten zu finden, die ihre Industrie vor "Konkurrenz von außen" schützen wollten, ergänzte Perterer. (Thomas Neuhold/DER STANDARD, Printausgabe, 17.10.2007)