Wien - Islamophobie - wörtlich übersetzt "Angst vor dem Islam" - ist in den Medien nicht erst nach den Anschlägen auf (westliche) Monumente am 11. September 2001 aufgetaucht.

Das Dokumentationsarchiv für Islamophobie (DAI) in Wien beschäftigt sich seit seiner Gründung vor eineinhalb Jahren nicht nur mit Beobachtung, Aufklärung und Thematisierung, sondern auch mit der wissenschaftlichen Begriffsklärung. "Der Begriff 'Islamophobie' steht stark unter Kritik", sagt Karim Saad, Pressereferent des DAI. Laut DAI tauchte der Begriff zum ersten Mal 1991 in Frankreich auf, als Frauen mit Kopftuch ein Thema wurden. "Es ist also kein neues Phänomen."

In den öffentlichen Diskurs kam der Begriff 1996, als eine britische Studie präsentiert wurde: "Unterschiedliche Kriterien müssen erfüllt sein, um dem Begriff Islamophobie gerecht zu werden. Darunter fielen Stereotype, die man aus der persönlichen Erfahrung, aus Medien und aufgrund gesellschaftspolitischer Prozesse erhält und auf alle Muslime projiziert. Islam-Feindlichkeit hingegen ist die Handlung", fasst Saad das Ergebnis zusammen.

Keine Islam-Vertreter

In Zusammenarbeit mit Zara, der Dokumentationsstelle gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, werden die 20 Mitarbeiter des DAI das gesammelte Material zum Thema Islam-Feindlichkeit und -Phobie aufarbeiten und im jährlich erscheinenden Rassismus-Report veröffentlichen. "Wir sind nicht Sprecher der Islamischen Glaubensgemeinschaft, abgesehen davon, dass nur zwei von uns Moslems sind", sagt Karim Saad.

Das DAI registrierte und sammelte bisher Vorfälle wie die umgeschriebene Bundeshymne, die sich gegen Afrikaner und Muslime richtete, die Hassbriefe, die an muslimische Haushalte in Wien gingen, und Schmierereien.

Auch Websites analysieren die Ethnologen, das Angebot an islamfeindlichen Seiten ist groß. Ein österreichischer Blog wurde auf Intervention von Zara vom Provider aus dem Netz genommen. Die Seite "politicallyincorrect.de", die Saad als "Internetprophet der Islamhasser" bezeichnet, ist noch immer online.

Saad war Montagabend Gast einer Podiumsdiskussion der Wiener Grünen zum Thema Islam. Die Fragen nach der Scharia und der Christenverfolgung kämen immer wieder. "Die Frage ist, ob die Menschen aus der emotionalen Debatte das Positive oder das Negative mitnehmen." (Marijana Miljkovic, DER STANDARD, Printausgabe, 17.10.2007)