Bis zuletzt war unklar, wie lange sich das Verfahren am Innsbrucker Landesgericht - es hatte am 16. Oktober des Vorjahres begonnen - noch hinziehen wird. Nun ist aber ein Ende in Reichweite: Der Antrag eines Verteidigers auf Verlesung des gesamten Akteninhaltes - immerhin rund 100.000 Seiten - wurde nicht aufrechterhalten, wie der Leitende Staatsanwalt, Rudolf Koll, am Mittwoch bestätigte. Dieser hätte zur Folge gehabt, dass sich der Prozess um ein bis zwei Jahre in die Länge zieht. Nächster Verhandlungstag ist der 29. Oktober. Dann dürften die Schlussplädoyers beginnen.
Das gesamte Verfahren vor einem Schöffensenat geht hinter verschlossenen Türen über die Bühne. Die Urteile müssen jedoch öffentlich verkündet werden.
Steuerschonende Prüfung
Den großteils suspendierten Finanzbeamten - unter ihnen ein leitender Betriebsprüfer - und dem inzwischen pensionierten Geschäftsführer einer Steuerberatungsfirma werden Missbrauch der Amtsgewalt und Beitrag zur vorsätzlichen Abgabenhinterziehung vorgeworfen. Sie sollen zwischen 1993 und 2002 Dutzende Unternehmen steuerschonend geprüft haben. An der Spitze des kriminellen Netzwerks standen laut der 260 Seiten starken Anklage der frühere Prokurist und der führende Amtsbetriebsprüfer.
In der Folge soll der Prozess gegen die mitangeklagten 16 Unternehmer wegen vorsätzlicher Abgabenhinterziehung stattfinden. Sie waren von Richter Werner Urbaner aus dem laufenden Verfahren ausgeschieden worden. Die zum Teil namhaften Angeklagten müssen bei einer Verurteilung mit hohen Geldstrafen rechnen.