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Innsbruck - Seit einem Jahr versucht Roger Spry, die ÖFB-Nationalmannschaft mit für österreichische Verhältnisse unkonventionellen Trainingsmethoden auf Vordermann zu bringen. Mittlerweile wird neben den heimischen Kickern auch dem 56-Jährigen Briten eine Portion Skepsis entgegengebracht, wird er doch von einigen Seiten für den angeblich schlechten konditionellen Zustand des Teams verantwortlich gemacht.

Der ÖFB-Conditioning Coach weist diese Darstellung zurück, spricht über die heiße Phase der EURO-Vorbereitung und über seine Erfahrungen mit dem österreichischen und internationalen Fußball.

Wie lautet Ihre Einschätzung des österreichischen Fußballs ein Jahr nach Amtsantritt?

"Mein genereller Eindruck ist, dass das Tempo viel niedriger als zum Beispiel in England ist. Spieler in der österreichischen Liga absolvieren jede Partie in einem ähnlichen Tempo. Wenn Spieler aus der englischen, spanischen oder italienischen Liga ein Länderspiel haben, ist das für sie kein Unterschied, für Spieler aus der österreichischen Liga aber schon. Den Unterschied sieht man dann bei Legionären wie Martin Stranzl oder Andreas Ivanschitz. Auch Roman Kienast bewegt sich anders, weil auch der norwegische Fußball im Spielaufbau schneller ist."

Wie sieht Ihre persönliche Bilanz nach einem Jahr beim ÖFB aus?

"Mit einigen Dingen bin ich sehr zufrieden, über einige sehr frustriert. Die Entwicklung läuft gut, braucht aber mehr Zeit, als ich zuerst geglaubt habe, weil es mit manchen Clubs viel, mit manchen wenig und mit manchen gar keine Zusammenarbeit gibt. Das ist von meiner Warte her, von der der Spieler und von der des Nationalteams enttäuschend, auf der anderen Seite habe ich aber auch Verständnis für die Vereine."

Haben Sie auch Verständnis für die Kritik an Ihrer Person?

"Ich glaube, es gibt einige Missverständnisse über meine Arbeit. Jedes Programm für einen Spieler nimmt nur eine kurze Zeit, etwa sieben bis zwölf Minuten pro Tag, in Anspruch. Wir arbeiten nur an kleinen Adjustierungen. Meine Aufgabe ist es derzeit nicht, die Spieler fit zu machen - was unmöglich ist, weil die Zeit mit ihnen zu kurz ist - sondern sie auf Spiele vorzubereiten."

Hätten Sie sich die Arbeit in Österreich so schwierig vorgestellt?

"Ich wusste, dass es schwer wird. Mit einem Nationalteam ist es immer schwieriger zu arbeiten als mit einem Club, wo ich die Spieler sieben Tage in der Woche sehe."

Wie läuft die Zusammenarbeit mit den österreichischen Teamspielern?

"Sie haben schnell verstanden, dass die Programme, die wir ihnen geben, nicht mir, sondern ihnen helfen. Wenn man die Möglichkeit bekommt, sich zu verbessern, und das dann ablehnt, muss man entweder dumm oder ein Genie sein, und ich glaube nicht, dass wir viele Genies haben."

Halten sich die Spieler an Ihre Vorgaben?

"Manche ja, manche nein. Aber in jeder Situation gibt es Spieler, die es nicht machen können, wollen oder dürfen. Es ist sehr schwierig für die Spieler, die Übungen zu machen, wenn es ihnen vom Trainer verboten wird. Es gibt aber auch fantastische Kooperationen wie zum Beispiel mit Martin Stranzl, mit dem telefonisch ich drei Mal in der Woche über sein Programm spreche."

Wie sehen sie die aktuelle Misserfolgsserie des ÖFB-Teams?

"Ich verliere lieber jedes Spiel bis zur EURO und bin dann bei der EM erfolgreich als andersherum. Wir haben einen langfristigen Plan, der vorsieht, dass wir bei der EURO technisch, taktisch, körperlich und geistig in einer Top-Verfassung sind. Meine Rolle ist nicht, die Spieler vorzubereiten, um Freundschaftsspiele zu gewinnen, sondern um das Team bei der EURO erfolgreich zu machen."

Hat die österreichische Nationalmannschaft ein Fitness-Problem?

"Nein. Im Vergleich zu Top-Spielern ist der Unterschied minimal. Wir müssen den Leuten erklären, dass wir kontinuierlich an der Entwicklung einer Fußball-fitten Mannschaft arbeiten. Ich kann garantieren, dass alle Dinge, die wir bisher gemacht haben, ineinandergreifen, wenn wir uns sechs Wochen vor der EURO treffen. Dann wird man sechs Wochen später etwas sehen, was man vielleicht noch nie in Österreich gesehen hat. Ich sage nicht, dass wir jedes Spiel bei der EURO gewinnen werden, aber die Spieler werden mit ihrem allgemeinen Zustand extrem positiv überraschen." (APA)