"Das Geschäft mit der Society ist schwieriger geworden", zieht Robert Reumann, längst dienender Redakteur bei den ORF-"Seitenblicken" anlässlich des 20-jährigen Jubiläums der Sendung Bilanz. "Früher sind wir zu fünft mit Sofia Loren im Sacher zusammengesessen und haben geplaudert, heute wären bei einem solchen Termin sicherlich 15 Kamerateams, 70 Fotografen und noch einmal so viele Journalisten anwesend", so Reumann. Generell leide das Niveau unter dem heutigen Promi-Berichterstattungs-Wahn, meint er: "Man wirkt heute unmodern, wenn man sich mit den Menschen auseinandersetzt, ohne untergriffig zu sein."

Interventionen am laufenden Band

Und dennoch wird es die ORF-"Seitenblicke" weiter geben, sind ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz und Programmdirektor Wolfgang Lorenz überzeugt. Die "Seitenblicke" tragen "zum Ego der Gesellschaft bei, die jeden Tag ausgeht, um zu sehen, ob sie noch existiert", so der nicht wenig zynische Kommentar des Programmdirektors, der sich stets von den Kameras seiner "Seitenblicke"-Reporter fern hält. In seinen 20 Jahren hat die "Seitenblicke"-Redaktion rund 24.000 Beiträge gesendet, Interventionen habe es am laufenden Band gegeben, berichtet Lorenz: "Aber nur Interventionen hinein, keine hinaus."

Ewige Seitenblicke

"Diese Sendung ist kein unerhebliches Tool, um Werbung für sich, seine Firma oder sein Produkt zu machen. Vor allem Politikern gibt es die Möglichkeit, ihr Image, fern von politischen Hard-Facts, aufzupeppen", ist Reumann überzeugt. Auch wenn sich das Geschäft mit den Promis von einem "exklusiv charmanten Vergnügen" zu einem "teils wahren Gemetzel" entwickelt habe, wie Reumann meint, und es immer schwieriger werde, "sich seriös mit den Menschen auseinanderzusetzen", wird es die "Seitenblicke" wohl "ewig" geben.

"Seitenblicke Gesellschaft" im Wörterbuch

Stolz ist man im ORF auch darüber, dass der Begriff "Seitenblicke Gesellschaft" ins Österreichische Wörterbuch aufgenommen wurde, gestand Wrabetz, der sich selbst als Teil dieser Gesellschaft bezeichnen würde. "Das passiert, wenn man in der Sendung vorkommt." Wer noch Teil der Gesellschaft ist und wer sie anführt, erfahren die Österreicher am Samstagabend um 21.55 Uhr auf ORF 2. Dort gibt es das Ranking der 100 meistinterviewten Promis, wer die Liste anführt war am Dienstagabend noch streng geheim. (APA)