Wien – Bei manchen der Beteiligungsverkäufe der Bawag geht es weniger um den hohen Erlös (wie etwa beim Lotterie-Drittel, das 200 Mio. bringen soll), als um den Rückzug aus Verlustbringern. Unter diese Kategorie fällt etwa der Privatfernsehsender ATV, an dem die Bawag 42,5 Prozent hält. So wie die Dinge derzeit stehen, dürfte Mehrheitseigner Herbert Kloiber den Bawag-Anteil nehmen. RTL hätte zwar Interesse gehabt, aber RTL-Chef Gerhard Zeiler wollte den Programmliefervertrag mit Kloibers Tele München auflösen. Da sich Kloiber dagegen quer gelegt hat, wird er ATV mangels anderer Interessenten nun ganz übernehmen.

Für die defizitäre, aber weltberühmte Klavierfabrik Bösendorfer gibt es zwei verbindliche Angebote. Zum einen will der japanische Konzern Yamaha kaufen (in dem Fall würden 20 Prozent in Österreich bleiben), zum anderen haben der ehemalige Vertriebschef von Bösendorfer, Christan Höferl, und sein Kompagnon, Colin Taylor, von Brodmann Pianos ein Angebot gelegt. Die Wiener wollen mit Geld des Mittelstandsfinanzierers der Bank Austria Creditanstalt, EK Fin, antreten. Der Kauferlös für die Bawag dürfte sich jedenfalls in Grenzen halten.

Kolportiert werden Umsatz (rund zwölf Mio. Euro) minus Schulden, die aber allein bei der Bawag rund 6,5 Mio. Euro betragen sollen. Die Bawag hat Bösendorfer 2001 unter Helmut Elsner um 28 Mio. Euro gekauft. (gra, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.10.2007)