Pedram Payami sieht am heimischen Markt viel Potenzial für Zertifikate. Das Bewusstsein müsse aber erst gebildet werden.

Foto: Szandard/ABN Amro
STANDARD: Warum interessiert sich ABN Amro für den österreichischen Zertifikatemarkt?

Payami: Der österreichische Markt ist für uns aus mehreren Gründen interessant. Der Markt hat sich in den vergangenen Jahren trotz der nachteiligen KESt-Besteuerung sehr gut entwickelt, obwohl keine größeren neuen Emittenten am Markt aktiv geworden sind. In Deutschland gibt es mittlerweile mehr als 30 Emittenten, hier gibt es mit uns sechs, der Wettbewerb ist noch nicht sehr stark. In Österreich sind rund zwölf Milliarden Euro in Zertifikaten investiert, die Fondsbranche ist mehr als zehnmal so groß. Für Zertifikate gibt es noch viel Potenzial, das wir aufgreifen wollen.

STANDARD: Kann man das bisherige Know-how eins zu eins auf den österreichischen Markt umlegen oder hinkt der Markt hinterher?

Payami: Der Markt in Österreich ist noch nicht so entwickelt wie der deutsche, er hinkt ca. drei bis vier Jahre hinterher. Daher haben wir auch ein eigenes Österreich-Team gegründet. Das beginnt beim Bewusstsein und dem Basiswissen über Zertifikate. Hier muss den Leuten teilweise noch die Furcht vor Zertifikaten genommen werden – in Deutschland sind diese Papiere fixer Bestandteil gut diversifizierter Portfolios. Davon sind wir in Österreich noch weit entfernt.

STANDARD: Wirkt sich das auf die Produkte aus, die Sie hier anbieten?

Payami: Ja. Wir bringen in Österreich Produkte heraus, die ein einfacheres Level haben. Wir verzichten auf komplizierte Strukturen und achten darauf, dass das Auszahlungsprofil einfach und klar verständlich ist.

STANDARD: Wer ist die Kernzielgruppe?

Payami: Die Anleger sind meist ab vierzig Jahren aufwärts, nicht nur Akademiker, aber finanzaffinere Leute, die schon mit Aktien und Fonds zu tun hatten und nach neuen Alternativen suchen. Ein großer Anteil ist über 60 Jahre alt.

STANDARD: Traden die in der Pension?

Payami: Die haben die Zeit und das Kapital. Ein 30- bis 40-Jähriger hat meist eine Familie zu versorgen oder Kredite zu bezahlen. Später hat man mehr Zeit – auch für die Geldanlage.

STANDARD: Welche Themen "ziehen" am österreichischen Markt?

Payami: Rohstoffe gehen im Moment sehr gut. Nach wie vor gut läuft hier das Thema Osteuropa, da hinkt Deutschland hinterher.

STANDARD: Hat sich das Engagement in Österreich bisher gelohnt?

Payami: Das Interesse ist sehr groß, nach etwas mehr als einem Monat ist es aber noch zu früh, eine Bilanz zu ziehen. Wir haben jetzt 30 Zertifikate am Markt, bis zum Jahresende wollen wir eine dreistellige Zertifikatezahl an der Börse gelistet haben. Derzeit überlegen wir, auch Hebelzertifikate zu listen. STANDARD: Zertifikate gelten als große Konkurrenz zu Fonds...

Payami: Diese Diskussion gab es auch in Deutschland. Dort sinkt das Volumen, das in Fonds investiert wird. Fonds auf Zertifikate legen aber zu. Diese beiden Anlageklassen schließen einander nicht aus, sie ergänzen einander. Fonds können Nischenmärkte aber nicht so gut bedienen wie Zertifikate. (Bettina Pfluger, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.10.2007)