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Foto: REUTERS/Stefano Rellandini

Venedig - Die 52. Kunstbiennale in Venedig hat am Mittwoch den Argentinier Leon Ferrari als besten Einzelkünstler ausgezeichnet, Ungarn - und somit der Wiener Künstler Andreas Fogarasi - erhielt den Preis für den gelungensten Länderpavillon. Ferrari ist in Venedig unter anderem mit seinem provokativen Werk "La Civilizacion Occidental y Cristiana" (Die westliche und christliche Zivilisation) vertreten, das ein in Mischtechnik hergestelltes US-Jagdflugzeug mit einem gekreuzigten Christus zeigt.

Den Preis für den besten internationalen Kunsthistoriker sprach die Jury, die vom Direktor des Museums für zeitgenössische Kunst in Barcelona (MACBA) - Manuel J. Borja-Villel - geleitet wurde, dem Amerikaner Bejamin Buchloh zu. Er lehrt an der Columbia University in New York Kunstgeschichte und gilt als einer der führenden Theoretiker auf seinem Gebiet. Als beste Künstlerin unter 40 Jahren wurde die Jordanierin Emily Jacir gewürdigt. Sie hat in Venedig den versehentlichen Mord des Mossad an einem palästinensischen Intellektuellen rekonstruiert. Weitere Preise gingen an den Bulgaren Nedko Solakov und an den litauischen Pavillon.

Seit der Öffnung der Biennale am 10. Juni haben rund 232.000 Menschen die Kunstausstellung in den riesigen Hallen des Arsenale und im Park der Giardini besucht, wie die Organisatoren mitteilten. Insgesamt sind 76 Länder vertreten. Bereits zum Auftakt hatte der malische Fotograf Malick Sidibe den Ehrenlöwen für sein Lebenswerk erhalten. Sidibe ist der erste Afrikaner, der je mit der begehrten Auszeichnung geehrt wurde. Die Kunstbiennale geht am 21. November zu Ende.

Wien-Ungarn

Andreas Fogarasi hat für seinen Beitrag im Ungarn-Pavillon einen der vier Goldenen Löwen gewonnen. Der 1977 geborene Fogarasi präsentiert eine Erweiterung seiner bereits in der Box der Wiener Galerie Kargl gezeigten Installation mit einer Serie von Videoarbeiten zu Kultur- und Freizeiteinrichtungen in Budapest.

Die Jury lobte die "intelligente und poetische Verbindung" zwischen Inhalt und visueller Sprache, die Fogarasi geschaffen habe. Ebenso als wichtig wird der Zugang des Künstlers zur Modernität, "ihrer Utopien und ihres Scheiterns im Kontext einer geteilten Geschichte" angesehen. Der in Wien lebende Künstler hatte bisher Einzelausstellungen u. a. in Budapest, Wien, Prag, Salzburg und Graz.

Fogarasi wurde über einen von den Ungarn ausgeschriebenen Kuratoren-Wettbewerb zum Vertreter unseres Nachbarlandes, zu dem er verwandtschaftliche Verbindungen hat, ausgewählt. Seine Installation "Kultur und Freizeit" setze sich mit Kultur- und Bildungshäusern in Budapest auseinander. Diese dienten der Bildung, Aufklärung und Zerstreuung der arbeitenden Massen. Sechs Black Boxes bieten in Venedig den Besuchern die Möglichkeit, in Mini-Kino-Situationen Videos über diese Budapester Kultur- und Freizeitgebäude zu sehen. Die Architektur dieser Bauten erzähle von Programmierung, ästhetischen und strukturellen Vorstellungen ihrer Erbauer und Nutzer und stelle "auch die Frage, welche Räume wir für Kultur fordern, wie diese sich repräsentieren und welche Kultur wir eigentlich meinen", heißt es im Text der Galerie Kargl. (APA/dpa)