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Robert Zoellick muss die Weltbank reformieren, will die Institution nicht den letzten Rest an Vertrauen der Entwicklungsländer verlieren. Auch der IWF steht in der Kritik.

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Washington/Wien – Undurchsichtige Kreditbesicherungen, die als handelbare Wertpapiere um den Globus geschickt werden, arabische und chinesische Staatsfonds, die nach westlichen Leitkonzernen greifen und ein den ökonomischen Stärkeverhältnissen nicht mehr entsprechendes Machtgefüge in den internationalen Institutionen Währungsfonds und Weltbank. Das ist der Cocktail, der Politikern und Notenbankern ab Freitag, bei den Tagungen der G7-Staaten sowie von Weltbank und IWF gereicht wird.

Neuer Höhepunkt der Wechselkursturbulenzen

Als zusätzliche Erfrischung wird den Entscheidungsträgern ein neuer Höhepunkt der Wechselkursturbulenzen serviert, nachdem der Euro am Donnerstag gegenüber dem Dollar einen neuen Rekordstand erreicht hat und erstmals die Schwelle von 1,43 übersprang. Während der IWF den Greenback immer noch als überbewertet und die Abwertung der US-Währung als förderlich für die Weltwirtschaft erachtet, stöhnen die Europäer unter der Verschlechterung der Wettbewerbsfähigkeit. Dass im Sog des Dollars auch der chinesische Yuan und andere Devisen immer billiger werden, verschärft die Lage. Und letztlich nehmen die erdölfördernden Staaten die schwache US-Währung zum Anlass, den Öl-Preis nach oben zu treiben. Ob in Washington mehr herauskommt als die üblichen, salbungsvollen Schlusserklärungen, darf bezweifelt werden. Der schwache Dollar nützt den USA mit ihrem gewaltigen Handelsbilanzdefizit und ihrer lahmenden Konjunktur, weil er die Ausfuhren beflügelt. Und außer einer zarten Flexibilisierung wird sich so bald nichts an der chinesischen Währungspolitik ändern.

Erklärungen zur Finanzkrise

Aufschlussreicher könnten da schon die Erklärungen zur Finanzkrise sein. Zusehends in die Kritik geraten die Banken, die hunderte Milliarden Dollar an schlecht besicherten Immobilienkrediten in sogenannte Zweckgesellschaften (Conduits) auslagerten, die nicht in der Bilanz aufscheinen. Dass die großen US-Banken jetzt einen Fonds mit bis zu 100 Milliarden Dollar auflegen wollen, um den Markt für besicherte Schuldverschreibungen zu stabilisieren, zeugt von der Brisanz des Themas. Ebenso unter Druck geraten die Ratingagenturen, die (zu) spät auf die Probleme an den Kreditmärkten reagierten. Staatsfonds-Regeln Mehr Transparenz bei den Banken und die Vermeidung von Interessenkonflikten bei den Bonitätsprüfern könnten am Ende der Debatten stehen. Ebenso gilt ein Regelwerk für Staatsfonds als erstrebenswert, um den Einfluss chinesischer oder arabischer Interessen zu beschränken. Und dann geht es noch um die viel kritisierten Institutionen selbst. Aufstrebende Märkte wie China, Indien und Brasilien streben ebenso nach mehr Einfluss in IWF und Weltbank wie die Entwicklungsländer. Jüngster Warnschuss auf Weltbank-Chef Robert Zoellick war die Gründung einer eigenen Entwicklungsbank von sieben südamerikanischen Staaten. (as, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 19.10.2007)