Zweiter Matchball für Hamilton
Die besten Karten freilich hat immer noch Hamilton. Der Engländer wäre nicht nur der jüngste Weltmeister, sondern auch der erste Rookie, der sich die Krone aufsetzt. Die Superlative für den 22-Jährigen sind der Sportpresse längst ausgegangen - nicht nur in Großbritannien. Hamilton gereicht Platz zwei zum Titel. Sollte das Supertalent zwischen den Plätzen drei und fünf landen, wäre er immer noch Weltmeister, wenn Titelverteidiger Alonso in Interlagos/Sao Paulo nicht gewinnt.
Von einer Sicherheits-Taktik will Hamilton aber nicht sprechen. "Ich gehe in dieses Rennen wie in jedes andere. Ich will es gewinnen", versicherte der Jungstar, der ebenso wie Alonso bei vier Saisonsiegen hält. Räikkönen hat sogar einen mehr eingefahren. Mit sieben Punkten Rückstand dürfte aber nur noch ein sechster Triumph die theoretischen Chancen des Finnen am Leben erhalten. "Mehr kann ich nicht tun. Wer die WM gewinnt, hängt von den McLaren ab", bestätigte Räikkönen.
Das Hoffen der Roten
Ein Doppelausfall wäre der absolute Alptraum für die Silberpfeile, die im bisherigen Saisonverlauf mit großer Standfestigkeit brilliert haben. Alonso und Hamilton waren jeweils nur einmal ausgefallen - in den vergangenen beiden Rennen in Japan bzw. China, wo Hamilton vor zwei Wochen den ersten Matchball vergeben hatte. "Ich bin aber immer noch in einer guten Position", betonte Hamilton. "Ich habe sehr viel Selbstvertrauen. Mental bin ich noch stärker als in China."
Zu einer Nervenschlacht könnte am Samstag das Qualifying im aufgrund eines neuen Asphalts womöglich etwas schnelleren Autodromo Jose Carlos Pace werden. Sechsmal ist Hamilton in seiner Debütsaison bereits auf die Pole Position gefahren - öfter als jeder andere Pilot in der laufenden Saison. Alonso und Räikkönen dagegen starteten nur zwei- bzw. dreimal von ganz vorne. Eine nicht unerhebliche Rolle könnte auch Räikkönen-Teamkollege Felipe Massa spielen, dessen Ferrari-Vertrag erst am Dienstag bis 2010 verlängert worden war.
Alonsos Freigabe
Dadurch ist auch ein möglicher Alonso-Wechsel zu Ferrari endgültig vom Tisch. Stattdessen verdichten sich die Anzeichen auf eine Rückkehr des Spaniers zu Renault immer mehr. Trotz eines bis 2009 laufenden Vertrages will Mercedes, mit 40 Prozent der Anteile Haupteigentümer von McLaren, den noch amtierenden Weltmeister ziehen lassen - und das sogar ablösefrei. Von einem entsprechenden Beschluss des Mercedes-Konzerns in Stuttgart berichtete die spanische Sportzeitung "Marca" am Donnerstag.