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Spart vorerst nicht wie BBC: ORF-Chef Wrabetz.

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Hier demonstrierten BBC-Leute für den Verbleib ihres früheren Chefs. Nun streiken sie gegen Sparpläne des neuen.

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ORF-General Alexander Wrabetz will sich zumindest beim Personal kein Beispiel an der BBC nehmen und schließt Kündigungen "derzeit" aus. 32 Millionen sind für 2008 noch einzusparen - die Lohnrunde wird hart.

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London/Wien - "In den derzeitigen Sparüberlegungen sind Kündigungen nicht vorgesehen": ORF-General Alexander Wrabetz verneint auf Anfrage des STANDARD weitere Parallelen zwischen Küniglberg und BBC in London. Deren Chef Mark Thompson plant wie berichtet, tausende Mitarbeiter hinauszuwerfen.

2500 bisherige Mitarbeiter müssen gehen, der Personalstand verringere sich unter dem Strich um 1800, da zugleich neue Jobs in neuen Medien geschaffen würden. Kürzungen treffen vor allem die Information. Die Redaktionen von TV, Radio, Internet sollen zusammengelegt werden.

Nimmt Thompson seine Sparvorgaben nicht zurück, seien Streiks im November "zu 100 Prozent garantiert", drohte ein Gewerkschaftssekretär am Donnerstag. Der STANDARD berichtete bereits über Streikpläne.

Thompson will deutlich in neue Medien investieren, alleine 430 Millionen in den neuen, personalisierten Breitbanddienst "My BBC Now". Sparen muss die BBC, weil eine Gebührenerhöhung geringer ausfiel als erhofft. Der Fehlbetrag wird mit 2,9 Milliarden Euro angegeben.

ORF sucht 62 Millionen

Da hantiert der ORF-Chef derzeit doch mit deutlich überschaubareren Größen: Rund 32 Millionen lautet seine Sparvorgabe für 2008. Weitere rund 30 Millionen fehlen, sie deckt Wrabetz aus Rücklagen des Unternehmens ab. Stiftungsräte des ORF sind besorgt, dass von den rund 62 Millionen nur etwa 34 Millionen auf Großereignisse wie die EURO 2008 zurückzuführen seien. Der Rest bedeute strukturelle Mehrkosten, die auch in den Folgejahren drohten, argumentieren sie.

2,3 der 32 Millionen Euro soll das Radio einsparen, dessen Budget wie berichtet 2005 bis 2007 um sieben Millionen gekappt wurde. "Neuerliche Einsparungen beschädigen nachhaltig das Programm und gefährden auch den sozialen Frieden im Unternehmen", protestierte die Radiobelegschaft. 250.000 Euro soll jedes Landesstudio 2008 weniger kosten, wogegen deren Betriebsräte schon rebellierten.

Der Hauptteil der Einsparungen entfällt aufs Fernsehen. Nun müssen die Hauptabteilungsleiter einzeln bei der Finanzdirektorin antreten. Infodirektor Elmar Oberhauser besteht derweil auf eine höhere ORF-Pension.

Metaller kein Maßstab

Wrabetz und Betriebsrat beginnen demnächst, über die diesjährige Lohnrunde zu verhandeln. Von Nulllohnrunde will der ORF-General nicht sprechen, aber: "Wir sind kein Unternehmen, das vom Exportboom nach China profitiert. Die Metaller können sicher kein Maßstab für unsere Gespräche sein."

Noch eines unterscheidet ORF und BBC: Die Briten verkaufen ihre Londoner Zentrale. Der ORF verschob die Entscheidung über sein baufälliges Domizil auf 2012. (Harald Fidler/DER STANDARD; Printausgabe, 19.10. 2007)