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Otto Rehhagel treibt die Griechen in den Wahnsinn.

Foto:EPA/Bozoglu
Wien - In Griechenland, Tschechien und Rumänien war nach der geschafften Qualifikation für die EM-Endrunde 2008 Feierstimmung angesagt. "Danke schön! Ihr habt uns alle stolz gemacht", schrieb die griechische Zeitung "Filathlos" nach dem 1:0 bei Erzrivale Türkei, in München prophezeite Tschechiens Mittelfeldregisseur Tomas Rosicky seinem Team nach dem 3:0-Erfolg überschwänglich eine rosige Zukunft: "Wir spielen jetzt anders als früher, aber wir werden wieder gefährlich für die Europameisterschaft."

Otto, König der Griechen

In den griechischen Medien wurde Coach Otto "Rehakles" Rehhagel wieder einmal mit Lobeshymnen überhäuft. "Prost Rehhagel! Der Mann treibt uns alle noch in den Wahnsinn. Er schafft einen Erfolg nach dem anderen", titelte die Zeitung "Ta Nea" nach dem Prestigesieg des Europameisters am Bosporus. Schon die vorzeitige Quali für die Endrunde in Österreich und der Schweiz weckte bei den Hellenen Erinnerungen an den Sensationslauf in Portugal: "Wir erleben wieder Tage wie 2004 und werden unseren Titel verteidigen!", jubelte "Sportday" überschwänglich.

Rehhagel zeigte sich im Moment des Sieges gelassen, sparte aber nicht mit Lob für seine Mannschaft: "Wir sind nächstes Jahr dabei, weil wir mit Herz und Kopf spielen." Im Ali-Sami-Yen-Stadion von Istanbul bot der Titelverteidiger taktische und spielerische Klasse und stürzte den Nachbarn in große EM-Sorgen. Die mit vier Siegen in die Qualifikation gestarteten Türken, die im Finish gnadenlos ausgepfiffen wurden, müssen nun im "Endspiel" am 17. November in Norwegen unbedingt gewinnen, um im nächsten Jahr doch noch dabei zu sein.

Rehhagels noch im Frühjahr nach der 1:4-Hinspielpleite gegen die Türken als Rentnertruppe verspottete Auswahl kann sich hingegen in aller Ruhe auf die EM vorbereiten und wird bei der Auslosung am 2. Dezember in Luzern neben den Gastgeberländern Österreich und Schweiz in Topf 1 gesetzt sein. Ihre drei Gruppenspiele werden die Griechen somit entweder in Salzburg/Innsbruck oder Bern/Zürich bestreiten.

Böhmisches Märchen

In Tschechien war man vom klaren 3:0 in München mehr als überrascht. Obwohl Leistungsträger wie Rosicky, Jankulovski oder Baros fehlten, zeigte das Team von Coach Karel Brückner eine tadellose Leistung. "Das Beste: Mit Rosicky und anderen kann das Team noch besser werden", schrieb die Tageszeitung "Mlada fronta Dnes" am Donnerstag und stimmte eine wahre Lobeshymne an. "Deutschland gegen Tschechien 0:3. Eine Fata Morgana? Pure Fantasie? Nein, ein böhmisches Märchen! Nach einem Jahr der Affären und der Kritik an der Taktik gelang mit fast einem halben Dutzend Ersatzspielern der erste Sieg in Deutschland seit 1964."

"Hut ab vor diesen Spielern. In München gegen Deutschland zu gewinnen, das ist schon eine enorme Genugtuung", sagte auch Brückner. "Wir haben gegen einen großen Gegner gewonnen, das bewerte ich sehr hoch." Die Position des 67-Jährigen, über dessen Ablöse schon spekuliert worden war, wurde zweifellos gestärkt. Als erster tschechischer Trainer hat er die Nationalmannschaft zu drei großen Turnieren nacheinander geführt, und dasselbe gelang ihm zuvor mit der tschechischen U21. "Eins ist sicher: 'Brückners alte Herren' haben noch nicht ihr letztes Wort gesagt", schrieb die Tageszeitung "Lidove noviny".

Champagner in Rumänien

Rumäniens Kapitän Cristian Chivu bejubelte nach dem 2:0 in Luxemburg Rumäniens erste Teilnahme an einer Großveranstaltung seit der EURO 2000. "Es hat uns sieben mühevolle Jahre gekostet, aber nun haben wir dieses Ziel erreicht", meinte der Verteidiger und Teamkollege Razvan Rat ergänzte: "Ich kann nicht die richtigen Worte finden. Aber jetzt werden wir einmal mit viel Champagner feiern."

Die Rumänen unter Coach Florentin Piturca, der 50 Flaschen des französischen "Sekts" spendierte, traten damit endgültig aus dem Schatten jener "Goldenen Generation" um Gheorghe Hagi, die zwischen 1990 und 2000 fünf WM- oder EM-Endrunden erreicht hatte. "Von jetzt an werden wir die Vorbereitung auf die Endrunde starten", meinte der 51-jährige Piturca, der auch gegen Bulgarien vollen Einsatz verlangt. Der Nachbar hat nach einem 1:1 in Albanien im Zweikampf mit den Niederlanden nun schlechte Karten. (APA/dpa)