Österreichs Nationalteam gewann mehrere Spiele in einem Aufwaschen: Das Match gegen die Elfenbeinküstenkicker 3:2. Das Match gegen die Teamchefhetzer vom Boulevard und vom ÖFB. Das Rennen gegen den Teamchefkandidaten Kurt Jara, dessen Vergangenheit (FC-Tirol-Pleite, in Deutschland erfolglos) und Gegenwart (Mateschitz darf laut Gerichtsurteil weiterhin von "Ungereimtheiten bei Transfers" in Jaras Amtszeit bei RB Salzburg reden) ihn kaum zum Vorbild stempeln.

Die Aufregung um das im Umbau befindliche Team zeigte, dass Medien nicht unmoralisch sind. Sie spielen vielmehr ihr eigenes Spiel, das mit Fußball (oder Politik) nur am Rande, wenn auch nicht zufällig, zu tun hat. Spitzensport und insbesondere Fußball sind als mediales Rohmaterial beinahe so wertvoll wie Terror. Jeder Journalist weiß, dass Hickersbergers Ablöse nur gerechtfertigt gewesen wäre, falls man ihm schlechte Arbeit nachweisen hätte können. Was nicht der Fall war. An der Team-Performance hätte sie nichts geändert.

Aber darum ging es nie. Auch nicht im ÖFB. Das Team hat so nebenbei auch Präsident Sticklers Kopf gerettet. Medien segeln gern vor dem eigenen warmen Wind, gerieren sich als "Stimme des gesunden Fußballempfindens". Falls "das Team" darunter leidet? Pech. Kollateralschaden der Meinungsfreiheit.

Der Hetze wird die Speichelleckerei folgen. Hickersberger weiß, dass das eine für das Team wurscht war und das andere blunzn ist. Dennoch darf er das mediale Spiel nicht ignorieren. Sofern er sich intensiv darauf einlässt, wird er Ruhe haben. Und eine Chance, mehr zu gewinnen als bloß Fußballmatches. (Johann Skocek, DER STANDARD Printausgabe 19.10.2007)