Jetzt, ein Spiel und drei Tore später, ist sowieso alles anders. Österreich wird trotzdem, trotz des 3:2 über die Elfenbeinküste, nicht Europameister. Sagen die meisten. Wieso eigentlich nicht?
Was Josef Hickersberger hat? Jedenfalls einiges, was man zum Europameistermacher braucht. Er hat eine Truppe, über die neun Monate und knapp 17 Tage lang nur gemotzt worden ist - im Jahr vor der EURO, wohlgemerkt. Er hat etliche brauchbare Legionäre, darunter einen Champions-League-erprobten Torhüter, Jürgen Macho (AEK Athen), und eine Führungskraft, Andreas Ivanschitz (Panathinaikos Athen). Dazu eine recht sichere Verteidigung, die auch in neun Spielen ohne Sieg nur zehn Tore zugelassen hat. Ein Mittelfeld, das Gestalt annimmt, Stürmer mit tollen Zentralitätswerten (siehe Seite 16, Netzwerk-Analyse).
Hickersberger (59) hat vor allem sich selbst. Hat Erfahrungen und manchmal wohl Fehler gemacht wie wenig andere und deshalb eine Routine, die ihresgleichen sucht. Weniger aus seiner Aktivenzeit, die ihm drei Meistertitel, zwei mit der Austria, einen mit Rapid, sowie ein Córdoba bescherte. Eher als Trainer, der schon weiß, wie es ist, mit einem Spiel auch den Job zu verlieren. Am 12. September 1990 fühlte er sich "wie vom Blitz getroffen" und trat als Teamchef ab, Österreich hatte 0:1 gegen die Färöer-Inseln verloren. Hickersberger wurde weder bei Fortuna Düsseldorf glücklich noch - trotz Pokalgewinns - bei der Wiener Austria, ging 1995 "in die Wüste" (Bahrain, Vereinigte Arabische Emirate, Katar), gemeinsam mit seiner Frau Renate; die Kinder Michaela und Thomas waren schon erwachsen. 2002 dann die Rückkehr nach Österreich, wo er eine junge Rapid-Truppe aufbaute und 2005 zum Meistertitel führte. Am 1. Jänner 2006 begann beim Nationalteam die Ära Hickersberger II.