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Leher sollen Bedingungen schaffen, damit Freundschaften zwischen Kindern bzw. Jugendlichen verschiedener kultureller Gruppen entstehen können.

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Wien - Rund 18 Prozent der Kinder und Jugendlichen an den österreichischen Pflichtschulen - das sind rund 120.000 Schüler - haben einen Migrationshintergrund und sprechen eine andere Muttersprache als Deutsch. In Wien beträgt dieser Anteil sogar 48 Prozent. Auf Basis von zahlreichen in den vergangenen Jahren durchgeführten Studien haben die Bildungspsychologinnen Christiane Spiel, Dagmar Strohmeier und Elisabeth Stefanek von der Fakultät für Psychologie Empfehlungen für die schulische Integration erarbeitet.

Eigene Kultur wertschätzen

Generell sollten Maßnahmen gesetzt werden, die es Immigrantenkindern ermöglichen, ihre eigene Kultur wertzuschätzen und nicht aufzugeben sowie Bedingungen zu schaffen, damit Freundschaften zwischen Kindern bzw. Jugendlichen verschiedener kultureller Gruppen entstehen, schreiben die Psychologinnen. Umgekehrt müsse das Eskalieren ethnischer Konflikte vermieden werden.

Auf Gemeinsamkeiten achten

Konkret wird Lehrern empfohlen, "sich nicht auf das Auffinden von Unterschieden zwischen den Kulturen zu konzentrieren, sondern im Gegenteil auf die vielen vorhandenen Gemeinsamkeiten zu achten und diese mit den Kindern und Jugendlichen zu erarbeiten". "Man sollte immer darauf achten, zu schauen, was ist das Gemeinsame, nicht was ist das Trennende", so Spiel gegenüber der APA. Besonderes Augenmerk müsse man dabei auf die österreichischen Kinder legen, da deren Freundeskreise im Vergleich zu Migrantenkindern in der Schule stärker segregiert sind - das heißt, sie schließen viel seltener Freundschaften mit Kindern anderer ethnischer Gruppen.

Ähnlichkeiten entdecken

Die Pädagogen müssten daher Gelegenheiten schaffen, die es Kindern ermöglichen, Ähnlichkeiten untereinander zu entdecken. Dies fördere die Bildung von Freundschaften. Auch kooperatives Lernen, Gruppenarbeit und Projektunterricht förderten Freundschaften zwischen Kindern unterschiedlicher Kulturen.

Vermieden werden sollte eine "Ethnisierung von uneindeutigen Konflikten". "In Situationen, wo es zu einem Streit kommt, muss man schauen, warum jemand etwas macht. Manche Sachen haben in anderen Kulturen eine unterschiedliche Bedeutung. Es gilt dann herauszuarbeiten, was bedeutet das in einer anderen Kultur", meinte Spiel.

Sensibilität für andere Kulturen

Falls es sich aber um einen eindeutigen "Gruppenkonflikt" handelt, weil zum Beispiel ein rassistisches Schimpfwort gefallen ist, empfehlen die Psychologinnen den Lehrern, mit den Schülern andere mögliche Gründe für den Konflikt zu erarbeiten - etwa weil der "Täter" einen schlechten Tag hatte oder nicht weiß, was er gesagt hat. Mit den "Tätern" selbst müsse jedenfalls ein ernstes Wort gesprochen werden, weil ihnen oft nicht klar ist, was sie tun. In keinem Fall seien rassistische Beschimpfungen zu tolerieren, sie müssten stets Konsequenzen haben.

"Natürlich hilfreich" seien in vielen Fällen Lehrer aus anderen Kulturkreisen, meinte Spiel. Unbedingte Voraussetzung für eine erfolgreiche Integration sei dies aber nicht - vor allem, wenn man bedenke, dass es Schulen mit Kindern aus 25 bis 30 verschiedenen Kulturen gebe. Wichtiger sei es vielmehr, Sensibilität für andere Kulturen zu schaffen und Dinge nicht nur aus der eigenen Perspektive zu sehen. (apa)