Wien – Donnerstag war kein guter Tag für Conwert-Gründer Günter Kerbler: Tagsüber wurde ihm per Mail mitgeteilt, dass er aus dem Bieterkreis für das Immobilienpaket der Bawag-PSK-Gruppe ausgeschieden wurde. Abends wurde adhoc zur Pressekonferenz geladen, um Journalisten von der Sinnhaftigkeit der 216 Mio. Euro teuren Conwert-Käufe von Management- und Dienstleistungsgesellschaften zu überzeugen. Diese Gesellschaften stehen zum Teil im Besitz der Conwert-Führung, Kerbler und Johann Kowar.

Die Bawag-Gruppe hat für ihre Immobilien (zum Teil in schönen Wiener Innenstadtlagen) eine Bandbreite von 400 bis 450 Mio. Euro als Verkaufserlös veranschlagt. Die Angebote, so heißt es im Markt, liegen bei 420 bis 440 Mio. Euro. Kerbler hingegen bot lediglich 402 Mio. – und damit eindeutig zu wenig. Am Montag werden die verbliebenen in- und ausländischen Interessenten erstmals den Datenraum betreten können.

Kritik

Seit Tagen wird die börsennotierte Conwert ob ihrer 216-Mio.-teuren Käufe kritisiert. Ein emotional sehr aufgebrachter Conwert-Chef Kowar zeigte sich jedenfalls "felsenfest davon überzeugt, den 216-Mio.-Euro-Deal bei der Hauptversammlung am 25. Oktober durchzubringen". Einfach wird die Sache nicht, denn der Vorstand und Aufsichtsrat halten lediglich 7,35 Prozent an Conwert. 32,6 Prozent sind im Streubesitz und 60 Prozent bei institutionellen Anlegern geparkt.

Doch nicht mit allen Institutionellen gibt es Absprachen über ihr Stimmverhalten in der Hauptversammlung (HV). Der Grund: Manche, v. a. ausländische Institutionelle sind gesperrt, sie dürfen ihre Aktien nicht hinterlegen, weil sie während der Dauer der Hinterlegung die Aktien nicht handeln können. Das hat zur Folge, dass sie auch nicht stimmberechtigt sind.

Was also, wenn die HV den Deal nicht genehmigt? "Dann wird das Vertragsverhältnis, das wir jetzt haben fortgesetzt", sagt Kowar. Kerbler wurde zuvor deutlicher und sagte zum STANDARD: "Dann verkaufe ich die Wiener Privatbank." Kerbler & Kowar erwarben die frühere Samesch-Bank 2005 und bauten sie zur eigenen Hausbank um. An dieser Wiener Privatbank hängen die kritisierten Managementgesellschaften. Sollte Kerbler die Bank verkaufen, lukriert er ebenfalls einen hohen Verkaufspreis, so die Überlegung. Zusätzlicher Vorteil: Kerbler und Co hätten dann keine Verpflichtung, Aktien der Conwert zu kaufen, was sie in Zuge der kommenden HV versprachen.

Ukrainer dementieren Interesse

Dass die ukrainische Slav (sie erwarb die CEE/SEG Immobilien) Interesse an der Kerbler-Bank hätte, wird von den Ukrainern dementiert.

Was Kowar den Aktionären "sicher nicht" gewähren will, ist die Einsicht in die der Bewertungen. Kowar wörtlich: "Es reicht, wenn die Spezialisten das tun."

Durch den Verkauf von eigenen Unternehmensanteilen an die Conwert lukriert Kerbler 44 Millionen Euro, Kowar 23 Millionen, netto nach Steuern. Beide versprachen, davon zusätzliche Conwert-Aktien zu kaufen. (Claudia Ruff, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20./21.10.2007)