Wien - Patienten in Wiener Spitälern sollen künftig auch in anderen Abteilungen als jener, die fachlich für sie zuständig ist, untergebracht werden können. Damit soll die Zahl der Gangbetten reduziert werden.

Mehrere Maßnahmen sollen vor allem in den auslastungsintensiveren Wintermonaten die Anzahl der Gangbetten in den Krankenhäusern Wiens niedrig halten. So soll etwa eine abteilungsübergreifende Belegung für einen höheren internen Bettenausgleich sorgen. Ein neues EDV-System, auf das auch die Wiener Rettung Zugriff hat, ermöglicht zudem eine leichtere Lenkung der Patientenströme.

"Keine schicksalhafte Fügung"

"Ein Gangbett ist keine schicksalhafte Fügung, sondern eine Frage des Managements", betonte Wilhelm Marhold, Generaldirektor des Wiener Krankenanstaltenverbunda (KAV), am Donnerstagabend vor Journalisten. Um für den erhöhten Patientenansturm im Winter, aber auch für Notsituationen wie Grippewellen besser gerüstet zu sein, werden Patienten Interner Abteilungen bei Bedarf nun auch auf andere Stationen wie etwa die Urologie, Gynäkologie oder HNO-Abteilung verlegt. Dies bedeute zwar eine hohe logistische Herausforderung für die einzelnen Häuser, verhindere aber, dass in einigen Stationen Betten leer stehen, während woanders akute Kapazitätsengpässe herrschen, so Marhold.

Entlastungen sollen auch Neuerungen im EDV-Bereich bringen: So ist über ein zentrales Computersystem seit kurzem die Bettenauslastung aller KAV-Spitäler jederzeit einsehbar, wodurch Patientenströme effektiver gelenkt werden können. Außerdem wurde ein Frühwarnsystem für den Bereich Intensivbetten geschaffen.

Bessere Verteilung

Dadurch könnten sowohl die Intensivstationen aller Spitäler als auch die Rettung den jeweils aktuellen Stand an freien Betten abrufen und so unnötige Anfahrten vermeiden, hieß es. Wienweit vier zusätzliche Intensivbetten sowie die Einführung von sogenannten Risk-Zimmern als neue Betreuungsstufe zwischen Intensiv- und Normalstation sollen einem Überbelag auf Intensivstationen ebenso vorbeugen.

Mit dem Maßnahmenpaket reagiere der KAV auf die zunehmende Sensibilisierung der Öffentlichkeit, die auch zu einer Schärfung des Problembewusstseins bei den eigenen Mitarbeitern geführt habe, sagte Marhold. "Gangbetreuung wird heute verständlicherweise nicht mehr als adäquat angesehen", so der KAV-Direktor.

Kooperation mit Ordensspitälern

Seit Anfang September gibt es außerdem eine Kooperation mit den Ordensspitälern, die internistische Anfahrten der Wiener Rettung übernehmen und damit die Gemeindespitäler entlasten. Zusätzlich wurden Ausweichstationen beispielsweise in Wochenkliniken wie jene in der Rudolfstiftung eingerichtet, wodurch kurzfristig rund 200 Betten freigemacht werden können.

Angesichts der hohen Spitälerauslastungsquote von durchschnittlich 85 Prozent könne man die völlige Vermeidung von Gangbetten allerdings auch weiterhin nicht garantieren. Aktuelle Tendenzen wie die hohe Frequentierung (20 Prozent) der Wiener Krankenhäuser durch Patienten aus umliegenden Regionen Niederösterreichs, extreme Wetterumschwünge und die der demografischen Entwicklung geschuldete längere Verweildauer auf den Stationen würden die Kapazitäten zusätzlich belasten, hieß es. (APA)