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Grafik: APA/Martin Hirsch
Wien - Auch für Österreich war der Start des sowjetischen Satelliten "Sputnik" am 4. Oktober 1957 das Aufbruchssignal, sich künftig Raumfahrttechnologien zu widmen. Zwischen 1961 und 1964 war Österreich am Komitee zur Vorbereitung der Schaffung der Europäischen Raumfahrtagentur (COPERS) beteiligt, die Teilnahme an Programmen der Europäischen Weltraumorganisation ESA geht bis in die Mitte der 1970er Jahre zurück. 1981 wurde Österreich assoziiertes Mitglied der ESA. Am 1. Jänner 1987 folgte schließlich der Vollbeitritt. Das 20-Jahres-Jubiläum wird am 24. Oktober mit einem Festakt und einer Konferenz in der Wiener Hofburg gefeiert.

Highlights österreichischer Beteiligung

Für die heimische Forschung und Wirtschaft hat sich der Beitritt als äußerst günstig erwiesen. Österreichische Beteiligungen erfolgen auf dem wissenschaftlichen Sektor in Form von Messinstrumenten bzw. einem Team oder im technologisch-wirtschaftlichen Zusammenhang etwa über die Bereitstellung von Flughardware. Als Höhepunkte können der Sonnenschild genannt werden, der im November 1995 beim Start des Infrarot-Weltraumteleskops ISO (Infrared Space Observatory) der ESA mit an Bord war, oder auch die Beteiligung des Grazer Institut für Weltraumforschung (IWF) mit seinen Magnetometern an der "Cluster"-Mission zur Untersuchung der Erdmagnetosphäre und die Herstellung der Wasserstoff-Treibstofftanks durch Magna Steyr für die Weltraumrakete "Ariane".

Kosten und Nutzen

Im vergangenen Jahr war Österreich mit rund 33 Mio. Euro an den Aktivitäten der europäischen Raumfahrtagentur ESA beteiligt: Der "Club-Beitrag" im Rahmen des Pflichtprogramms beträgt dabei 14 Mio. Euro und wird nach der Wirtschaftskraft der einzelnen Mitgliedsländer bemessen ("Bruttonationalprodukt-Schlüssel"). Rund 19 Mio. Euro investierte Österreich in Wahlprogramme. Der durch die ESA über Aufträge garantierte Rückfluss liegt derzeit bei 94 Prozent innerhalb von fünf Jahren. Die österreichische Beteiligung an den europäischen Weltraumaktivitäten soll auch künftig noch wachsen: Laut ALR-Chef Harald Posch plant das Infrastrukturministerium, das Budget für ESA-Aufwendungen weiter wachsen zu lassen. Und auch auf dem Konto der ESA soll - nach rund 2,9 Mrd. Euro 2007 - bereits 2008 ein größeres Budget erscheinen. Geplant sind 2,98 Mrd. Euro, ein entsprechender Beschluss steht aber noch aus.

Erdbeobachtung, Telekommunikation, Navigation

Traditionell zurückhaltender war Österreich mit Investitionen in die bemannte Raumfahrt, dafür wurde auf Erdbeobachtung und Telekommunikation bzw. Navigation der Schwerpunkt gesetzt. Aus beiden Bereichen sind heute zwei große europäische Programme entstanden: das europäische Satellitennavigationssystem Galileo und das satellitengestützte Erdbeobachtungsprogramm GMES (Global Monitoring for Environment and Security).

Weltraumstrategie

Die Interessen Österreichs in den Gremien der ESA werden durch die ALR und das Infrastrukturministerium vertreten. Mit rund 40 Personen kommen etwa zwei Prozent der insgesamt 1.967 ESA-Mitarbeiter (2006) aus Österreich.

Die österreichische Weltraumstrategie soll demnächst evaluiert werden. Derzeit wird die Ausschreibung dafür vorbereitet. Noch vor der nächsten ESA-Ministerkonferenz 2008 sollen die Schwerpunkte weiterentwickelt werden.

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Termine

Die Jubiläumsveranstaltung wird vom Infrastrukturministerium (BMVIT) und der österreichischen Forschungsgesellschaft FFG gemeinsam mit der ESA organisiert. Dem vormittaglichen Festakt folgt am Nachmittag eine Konferenz unter dem Motto "Was bringt der Weltraum?", die sich u.a. im Rahmen von zwei Podiumsdiskussionen der Geschichte und Zukunft Österreichs im Weltraum widmet.
Space Night am 23. Oktober ab 18 Uhr im Marx Media Center in Wien. Dabei werden ESA-Astronaut Claude Nicollier, Weltraumarchitekten aus Österreich und Deutschland sowie der österreichische Mars- und Venus-Express-Projektleiter, Rudolf Schmidt, über "Leben im All - Zukunft der Menschheit" diskutieren.

Wissen
Die Europäische Weltraumorganisation ESA mit Hauptsitz in Paris ist die zentrale Koordinationsstelle zur Entwicklung und Förderung der europäischen Raumfahrt und umfasst derzeit 17 Mitgliedsländer ( Die 17 Mitgliedstaaten der ESA sind Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen, Österreich, Portugal, Schweden, die Schweiz und Spanien; Kanada ist assoziiertes Mitglied). Ihre Aufgabe ist es, das gemeinsame europäische Weltraumprogramm zu konzipieren und umzusetzen. Direktor ist derzeit der Franzose Jean-Jacques Dordain.

Ziele der ESA sind etwa die Erforschung der Erde, ihres unmittelbaren Umfelds, des Sonnensystems und des Universums, die Entwicklung satellitengestützter Technologien und Dienstleistungen sowie die Förderung verschiedener europäischer Hightech-Industrien. Im Sinne eines weltweiten Informationsaustauschs arbeitet die ESA mit außereuropäischen Weltraumorganisationen zusammen. Als unabhängige Raumfahrtagentur unterhält sie auch über ein Rahmenabkommen enge Beziehungen zur Europäischen Union (u.a. gemeinsame europäische Weltraumstrategie).

Der ESA zugehörige Zentren sind u.a. das European Space Research and Technology Centre (ESTEC) in Noordwijk (Niederlande), das European Space Operations Centre (ESOC) in Darmstadt und das European Space Research Institute (ESRIN) bei Rom. Der europäische Weltraumbahnhof befindet sich in Kourou (Französisch-Guayana).

Im Jahr 2006 beschäftigte die ESA 1.967 Mitarbeiter. Das Budget der ESA für 2007 lag bei rund 2,9 Mrd. Euro. Die Beteiligung an ESA-Aktivitäten umschließt obligatorische und optionale Programme. Zum "Pflichtprogramm" gehören das Wissenschaftsprogramm und Basisaktivitäten. Optionale Programme ("Wahlprogramme") beinhalten Gebiete wie etwa Träger- und Transportsysteme, Erdbeobachtung, bemannte Raumfahrt, Navigation und Telekommunikation.

Das Pflichtprogramm wird dabei von allen Mitgliedstaaten gemeinsam finanziert, wobei sich der anteilsmäßige Beitrag der einzelnen Staaten nach dem jeweiligen Bruttonationalprodukt richtet. Über die Beteiligung an optionalen Programmen können die Mitglieder frei entscheiden. Die ESA investiert wiederum über Industrieaufträge für Raumfahrtsprogramme in jedem Mitgliedstaat Beträge, die mehr oder weniger den Beitragsgeldern des jeweiligen Landes entsprechen ("Geographic Return"). (APA/red)