Wien - Es gebe eine "erstaunliche Diskrepanz" zwischen Veranlagung und Verschuldung, so Wifo-Experte Thomas Url heute, Freitag, bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Fachverband der Pensionskassen. Die Risikofreudigkeit beim Schuldenmachen zeigt sich am hohen Anteil der Fremdwährungskredite am Kreditbestand: Bei den privaten Haushalten lag er 2006 bei rund 32 Prozent, insgesamt (inklusive Unternehmen) bei 20 Prozent. Zum Vergleich: In der Euro-Zone waren es 2005 durchschnittlich bei privaten und Unternehmen 4 Prozent. Die mit Fremdwährungskrediten verbundenen Risiken - Wechselkurs- und Zinsänderungsrisiko - würden von den österreichischen Haushalten offensichtlich sehr niedrig eingeschätzt, so Url. Vorstellbar sei, dass die Risikoeinschätzung verzerrt sei oder aber auch bei der Beratung nicht ausreichend behandelt werde.

Beim Veranlagen sind die Österreicher dagegen gern auf der sicheren Seite, wenngleich in den vergangen zehn Jahren die Risikobereitschaft zugenommen hat. Wie aus der Wifo-Analyse hervorgeht, waren 1995 noch fast 92 Prozent des gesamten Geldvermögens "sicher" veranlagt, also in Bargeld und Einlagen, festverzinslichen Wertpapieren, risikoarmen Fonds, Lebensversicherungen und Ansprüchen aus Pensionskassen. 2006 waren es nur mehr rund 82 Prozent. Bei den risikoreichen Anlagen dominierten 2006 die Aktien mit 10,1 Prozent (1995: 3,9 Prozent) des Geldvermögens, gefolgt von risikoreichen Fonds (Aktienfonds, gemischte Fonds und Alternative Fonds). Den rund 80 Prozent sicheren Geldanlagen in Österreich stehen im Durchschnitt der Eurozone rund 70 Prozent gegenüber. Das Geldvermögen hat sich seit 1995 deutlich erhöht. 1995 lag es im Durchschnitt beim eineinhalbfachen eines Jahresgehaltes, derzeit ist es das zweieinhalbfache.

Die nicht-staatliche Altersvorsorge werde weiter an Bedeutung gewinnen, waren die Experten heute überzeugt. (APA)