"Kassensturz" bei ATV
Kloiber schickt Montag den für alle Fernsehbeteiligungen seiner Tele München Gruppe zuständigen, Ludwig Bauer, zu ATV nach Wien zum "Kassensturz", sagt Kloiber auf Anfrage des STANDARD. Nach einer Woche bis zehn Tagen soll Bauer ihm ein "klares Bild" über den Sender liefern, über seine personelle und strukturelle Ausrichtung. Dass Bauer ATV-Chef wird, bestätigt Kloiber nicht. Vor seiner Tätigkeit bei der Tele München Gruppe war Bauer Vorstand bei ProSiebenSat.1 und Geschäftsführer von Kabel 1.
Zu einem baldigen Weiterverkauf sagt Kloiber: "Wir sind die nächsten zwei, drei Jahre eher lustig zu schauen, ob wir das bei ATV nicht noch besser hinkriegen."
Free Prenner
Mit digitalem Sat- und Antennenfernsehen verliert ATV seine Alleinstellung als österreichweites Privat-TV.
Zum geplanten Wechsel von ATV-Manager Franz Prenner in die Geschäftsführung der "Krone"/"Kurier"-Tochter Mediaprint klingt Kloiber nicht mehr so kategorisch. Bisher pochte der Filmhändler darauf, dass Prenner seinen ATV-Vertrag bis Ende 2008 erfüllt. Nun will er "in einer Woche" ein "klares Bild" haben, ob Prenner zu seiner "geliebten" Mediaprint kann. Auch Vorstandskollege Christoph Schwedler gilt als Kandidat für einen Rückzug.
Wer ist dieser Herbert Kloiber, dem ATV nun zu 98 Prozent gehört? 1947 in Wien geboren, Jurist, kam über Medienmulti Leo Kirch zum Filmhandel, für den er Opern- und Konzertfilme produzierte – noch heute liegt in der klassischen Musik eine Leidenschaft Kloibers. 1977 gründete er die Tele München und begann, Kirch im Programmhandel Konkurrenz zu machen. Seit Kirchs Pleite 2002 ist Kloiber größter deutscher Programmhändler. Das nützte er auch bei ATV: Über Programmlieferverträge verdiente er einen Gutteil seiner Investments in den bisher defizitären Sender zurück.