London - Die Weltmeere nehmen nach einer groß angelegten britischen Studie heute deutlich weniger Treibhausgase auf als noch vor zehn Jahren. Dadurch könnte die Erderwärmung weiter zunehmen, heißt es in der am Samstag veröffentlichten Untersuchung der Universität East Anglia. Die Ergebnisse seien "höchst beunruhigend".

Die Wissenschafter unter Leitung von Prof. Andrew Watson werteten mehr als 90.000 Messungen im Nordatlantik im Zeitraum von 1995 bis 2005 aus. Ihr Ergebnis: Die CO2-Aufnahme des Meeres verringerte sich in diesem Zeitraum um die Hälfte.

Zwei "CO2-Senken"

Nach Angaben der Forscher droht eine Zunahme der Erderwärmung, wenn die Meere weniger Treibhausgase aufnehmen. Mehr noch: "Der Ozean könnte bald mit unseren Emissionen gesättigt sein", meinte ein Klimaexperte der britischen BBC. Es gebe zwei große "CO2-Senken": den Ozean und die Biosphäre. Jede von ihnen absorbiere je ein Viertel aller CO2-Emissionen, der Rest bleibe in der Atmosphäre.

Ozean nicht "voll"

Nach Angaben von Watson bedeutet die verringerte CO2-Aufnahme des Meeres heute allerdings noch nicht, dass der Ozean "voll" damit sei. Der Grund für diese Entwicklung sei noch nicht vollständig geklärt, betonte er. "Wir vermuten, dass es klimatisch bedingt ist, dass der Klimawandel erheblich stärkere Auswirkungen hat als wir erwarteten."

Da die Messungen nur über einen Zeitraum von zehn Jahren gemacht wurden, sind weitergehende Aussagen laut Watson schwierig. Es sei noch zu früh, um mit Sicherheit sagen zu können, ob die Resultate natürliche CO2-Schwankungen widerspiegelten oder einen vom Menschen ausgelösten Prozess. "Wenn es eine Serie von relativ warmen Wintern gibt, kühlt die Wasseroberfläche nicht so stark ab (...) und das CO2 gelangt nicht in die Tiefen der Meere." Dadurch würde mehr CO2 in die Atmosphäre gelangen und die Erderwärmung zunehmen. (APA/dpa)