Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: Archiv

WebStandard: IBM hat kürzlich Lotus Notes 8 präsentiert. Können Sie uns einen Einblick in die Neuerungen geben?

Ron Sebastian: Lotus Notes soll in der neuen Version den Sprung über das Mail hinaus machen. Das Interface wurde wesentlich moderner gestaltet und auf den ersten Blick kann man kaum erkennen, ob es sich um Notes oder Outlook handelt. Es ging allerdings nicht darum einen weiteren E-Mail-Client zu schaffen, sondern wir haben eine Verbindung von Business-Applikationen und Social-Networking geschaffen.

WebStandard: In ersten Berichten war von Chatten in Meetings die Rede. Liegt die Zukunft der Unternehmensanwendungen in Chats und Blogs?

Sebastian: Nehmen Sie meine Kinder, sie haben gar keine Mailadresse mehr. Ihre Kommunikation findet über Blogs, Wikis, Facebook und MySpace statt. Sie melden sich mit Einweg-Email-Adressen an, die nach 30 Minuten wieder gelöscht werden. Wenn sie ins Berufsleben einsteigen, wird E-Mail für sie gleichbedeutend sein, wie es Fax für uns ist. Daher setzen wir auf neue Technologien und neue Kommunikationsformen.

WebStandard: Ist auch Unified Communication ein Thema?

Sebastian: Ja, absolut. Ein wesentliches sogar. Es geht darum, dass die Firmen nicht mehr Telefonlisten zu den Mitarbeitern führen sollen. Sondern die Mitarbeiter definieren, wo sie gerade, wie erreichbar sind. Bei IBM sind viele Experten auch während Meetings mittlerweile für wichtige Ansprechpartner per Chat erreichbar.

WebStandard Erst kürzlich hat IBM Lotus Symphony veröffentlicht. Will man mit diesem Office-Paket nun gegen Microsoft antreten?

Sebastian: Lotus Symphony basiert auf OpenOffice. Wir sind nun auch eines der aktivsten Mitglieder in der OpenOffice.org und stellen unsere Entwicklungen und Ideen dem Projekt zur Verfügung. Wir wollen eine Alternative zu Microsoft bieten, denn viele Durchschnittsanwender benötigen die zahlreichen Funktionalitäten in Microsoft Office gar nicht. Wir bieten hier eine umfassende und kostenlose Lösung für den Einsatz im Unternehmen an.

WebStandard: Der Fokus von IBM liegt ja klassischerweise im Unternehmensbereich; wird ein Einstieg in den Consumermarkt – mit Lotus Symphony und dem Einstieg in das Konsolengeschäft ist ja der erste Schritt gemacht – überlegt?

Sebastian: Wenn man das IBM-Headquarter in Amonk betritt, dann stehen in der Lobby die aktuellen Spielekonsolen aller drei Hersteller – eine Xbox 360, eine PlayStation 3 und auch Nintendos Wii. Wir haben in diesem Bereich einen Marktanteil von 100 Prozent. Alle Hersteller verwenden unsere Chips. Wird eine Xbox 360 verkauft, so verdienen wir daran, das kann Microsoft nicht von sich behaupten. Ich kann hier nicht für die ganze IBM reden, aber soweit ich weiß, werden wir diesen Bereich den auf die Consumer spezialisierten Unternehmen überlassen. Wir haben ja vieles verkauft – die Notebook- und PC-Sparte etwa. Wir sind ein Technologiekonzern und wollen dies auch bleiben. (Das Gespräch führte Gregor Kucera)