Wien - Man weiß nicht, ob die Wiener Philharmoniker bei der samstägigen Wiedergabe von Franz Schuberts D-Dur Symphonie im Konzerthaus einen Schnellspielrekord aufstellen wollten, oder ob es sonst jemand eilig gehabt hat, Daniel Harding zum Beispiel, der das Konzert dirigierte.

Jedenfalls müsste man die Philharmoniker mitunter vor sich selbst in Schutz nehmen. Und das hat Daniel Harding jedenfalls nicht.

Denn bei aller Bravour, mit der sie in Schuberts Fall zu Werke gingen, die Anschlüsse waren unpräzise, manche Töne konnten sogar diese Spitzenmusikanten bei der Geschwindigkeit, mit der sie bedauerlicherweise durch diese an sich so heiter luzide Partitur sausten, nicht mehr mit präziser Deutlichkeit artikulieren. Das war Schubert im Stil einer hurtig heruntergespulten Rossini-Ouvertüre.

Zur Einleitung erklangen die sechs Stücke für Orchester von Anton Webern, die in ihrem Gemisch aus struktureller Askese und Klangfarbenluxus keine hochkonzentrierte, aber doch eine angemessene und sehr emotionale Wiedergabe erfuhren.

Doch dieses Oktoberdatum des Wiener Konzerthauses könnte man andererseits auch unter das Motto "der Mensch denkt und Gott lenkt" stellen. Denn von dem für dieses Datum angekündigtem "Gipfeltreffen der Weltstars" blieb so gut wie gar nichts übrig. Nicht nur Rolando Villazon hat seine Mitwirkung bei Gustav Mahlers Lied von der Erde schon lange abgesagt, jetzt hat auch noch Angelika Kirchschlager erklärt, dass sie aus wegen Erkrankung diesen Termin nicht halten kann.

Nun kamen zwei Einspringer zum Zug: Burkhard Fritz und Michelle DeYoung. Burkhard Fritz ist, seit er in der diesjährigen Salzburger Festspielproduktion des Benvenuto Cellini von Hector Berlioz die Titelpartie übernommen hat, kein Unbekannter mehr. Und er hat auch den von expressivem Melos geprägten Solopart des Mahler-Werkes mit sehr viel tenoraler Intensität zu einem Maximum an Wirksamkeit verholfen.

Was man von Michelle De-Young freilich nicht behaupten kann. Allein schon, weil eine rasche Übernahme dieses schweren Parts verlangt wurde. Einem solchen Werk muss man sich auch lange geistig annähern. Mit dem bloßen Singen ist es nicht getan.

Von diesem "Gipfeltreffen der Weltstars" sind nur die Wiener Philharmoniker übriggeblieben, die von Daniel Harding sensibel angeleitet, alle Farben der Abschiedswehmut erklingen ließen. (vuji / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22.10.2007)