Herbert Kloibers Mann fürs Senden: Ludwig Bauer nimmt sich ATV vor.

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"Anschieben, anschieben, anschieben": Die Parole bekam Ludwig Bauer mit auf den Weg nach Wien. Der 50-Jährige aus Freyung im Bayerischen Wald ist im Vorstand von Parolengeber Herbert Kloibers Tele München Gruppe zuständig für sämtliche Fernsehbeteiligungen. Dazu zählt neben 31,5 Prozent an RTL 2 und Tele 5 auch der österreichische Privatsender ATV. An dem hält Kloiber statt bisher 54 nun 98 Prozent, seit die Bawag Freitag den Verkaufsvertrag über ihre Anteile unterschrieben hat.

"Grundsätzlich sehe ich meine Aufgabenstellung ohnehin standortunabhängig. Immer wenn ich sehe, dass ein Sender punktuell etwas mehr Unterstützung braucht, werde ich meinen Schwerpunkt verlagern. Deswegen muss ich aber nicht gleich die operative Führung übernehmen." Das sagte Bauer 2003. Da war er noch TV-Vorstand der großen deutschen Sendergruppe ProSiebenSat.1 und pendelte zwischen München und Berlin, also ProSieben und Sat.1, die Medienmulti Leo Kirch 2000 zusammengeführt hatte.

Kirchs bis zur Pleite 2002 weites Reich bot dem Absolventen der Germanistik und Anglistik, der in Medienwissenschaften promoviert hatte, Raum für seine Karriere als Senderpendler.

  • Gleich zur Gründung 1992 Programmchef bei Kirchs Kabelkanal, heute Kabel 1.

  • 1995 als oberster Programmplaner zu ProSieben.

  • 1996 bis 1999 Geschäftsführer von Kabel 1.

  • 1999 TV-Vorstand der Mutter ProSieben Media AG.

    Nach der Fusion mit Sat.1, Kirchs Pleite und der Übernahme durch US-Investor Haim Saban ist im Herbst 2003 für Bauer kein Platz mehr. Seinen nächsten Job vermiesen ihm neue Eigentümer ähnlich rasch: Im Februar 2004 wird er TV-Vorstand bei Viva, neun Monate später besetzt Neo-Eigentümerin MTV den Kanal neun. Branchendienste spekulieren über einen Pendelschlag zum ProSieben-Gegenpol RTL, aus dem nichts wird.

    Im Juni 2005 engagiert ihn die im Programmhandel größte, im Sendergeschäft aber zu den Kleinen zählende Gruppe Kloibers, des frühen Kirch-Dissidenten und -Konkurrenten. "Zwei, drei Jahre" will sich der nun ansehen, ob Bauer ATV nicht besser hinkriegt. Ob als Geschäftsführer, will Kloiber noch nicht bestätigen.

    Tele 5 führt Bauer neben dem Konzernchef seit Herbst 2005 und positionierte den kleinen Kanal verstärkt als Spielfilmsender aus Kloibers Fundus. In Deutschland schafft Tele 5 nur 0,7 Prozent Marktanteil (06/07), ATV in Österreich zuletzt 2,6.

    Bauer soll hier aufräumen, etwa bei Dokusoaps: Kloiber fand "aus der Entfernung" (wiewohl er sich ins Programm stark einbrachte) "sehr viele Projekte klein und mickrig dahingehaspelt", sagte er dem STANDARD. Er wolle es "kurz vor meinem Sechzigsten noch einmal wissen". Verkaufen kann er immer noch. (Harald Fidler/DER STANDARD; Printausgabe, 22.10.2007)