Am Schottenring in der Wiener City befindet sich nicht nur die Polizeidirektion. Auch die Freunde der Wiener Polizei haben hier ihren Sitz

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Polizeipräsident Peter Stiedl muss diese Woche entscheiden, ob er dem Verein endgültig die "Freundschaft" aufkündigt.

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Wien - Die Hoffnung in der Bundespolizeidirektion Wien, dass nach dem Schuldspruch (nicht rechtskräftig) im Prozess gegen Roland Horngacher wieder ein wenig Ruhe einkehren könnte, hat sich nicht erfüllt. Im Gegenteil: Das Verfahren gegen den früheren Landespolizeikommandanten hat erst recht wieder den ganzen Dienststand in Verruf gebracht. Schuld daran ist der Verein "Freunde der Wiener Polizei", dessen Mitgliederliste den Verdacht der jahrelangen Freunderlwirtschaft auftauchen ließ.

"Private Aktivitäten"

Der Kassier des Vereines, der pensionierte Chefinspektor Adolf K. (72), hat am Wochenende seine Tätigkeit zurückgelegt. "Es ist sein ausdrücklicher Wunsch, das Amt zur Verfügung zu stellen", erklärte Heinz Gehl, der Generalsekretär des Vereins. Für den 72-Jährigen sei dies "die logische Konsequenz", nachdem dessen "private Aktivitäten" mit dem Verein in Zusammenhang gebracht wurden und der Verein damit ins mediale Zwielicht geraten war, sagte Gehl.

Aussage im Bawag-Prozess

Adolf K., Gründungsmitglied des Vereins und über Jahrzehnte hinweg dem jeweiligen Wiener Polizeipräsidenten als dessen persönlicher Beamter dienstzugeteilt, hatte im Prozess gegen Horngacher angegeben, vom ehemaligen Bawag-Generaldirektor Helmut Elsner nach Antritt seines Ruhestands jahrelang mit Reisegutscheinen beschenkt worden zu sein. Zusammenhang mit dem Verein habe keiner bestanden. Er sei mit Elsner seit Jahrzehnten gut bekannt. Einige Gutscheine habe er auf Wunsch Elsners Horngacher überlassen, hatte Adolf K. im Prozess ausgesagt.

Über einen Nachfolger des Kassiers und wie es überhaupt mit dem "Verein der Freunde der Wiener Polizei" weitergeht, soll in der kommenden Woche beraten werden. Wie der Standard berichtete, hat Innenminister Günther Platter (VP) den Wiener Polizeipräsidenten dazu aufgefordert, eine klare Stellungnahme abzugeben. Außerdem kündigte Platter an, dass es innerhalb der Wiener Polizei einige Neubesetzungen geben müsse.

Spenderliste

Auf der Spenderliste für den Verein, die zuerst vom Falter veröffentlicht worden war und inzwischen in vielen Redaktionen kursiert, befinden sich unter anderem: Wiens Bürgermeister Michael Häupl, Ex-Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer, die Nationalbank-Granden Klaus Liebscher und Wolfgang Duchaczek, Banker Julius Meinl, mehrere Ex-Bawag-Vorstände und Wirtschaftsgrößen wie Martin Schlaff und Herbert Cordt.

profil hat auch noch ORF-Prominenz wie Elmar Oberhauser und Karl Amon auf einer Spenderliste gefunden. (APA, simo/ DER STANDARD Printausgabe 22.10.2007)