Die deutsche Elektronikmarktkette Saturn setzt ihre "Geiz-ist-geil"-Kampagne ab. Offizielle Begründung: Sie passt nicht mehr zur gestiegenen Kauflust der Deutschen infolge des wirtschaftlichen Aufschwungs. "Als wir die Kampagne vor fünf Jahren gestartet haben, war die deutsche Wirtschaft noch in einer völlig anderen Verfassung. In solch schwierigen Zeiten hat der Kunde zu aller erst auf den Preis geschaut", sagte der Geschäftsführer der Media-Saturn-Holding, Roland Weise, der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".

"Diese Stimmung haben wir optimal getroffen und zugleich Qualität geliefert", fügte Weise hinzu. Inzwischen seien die Konsumenten wieder ausgabefreudiger. "Geiz ist geil" sei die erfolgreichste Saturn-Kampagne aller Zeiten gewesen. Insgesamt werde die Media-Saturn heuer etwa eine halbe Milliarde Euro für Werbung ausgeben, mehr als jeder andere Konzern in Deutschland.

Immer wieder Kritik an der Kampagne

Der auch in Österreich präsente deutsche Elektronikkonzern musste für seine Kampagne aber auch vermehrt Kritik einstecken, er appelliere an die niederen Instinkte der Käufer und trage zum Werteverfall in der Gesellschaft bei. So kam es Mitte September bei der Eröffnung eines zum Konzern zählenden Media-Marktes auf dem Berliner Alexanderplatz ("Die größte Öffnung seit dem Fall der Mauer") zu tumultartigen Szenen unter den "kaufgeilen" Besuchern, die durch günstige Eröffnungsangebote in das Einkaufszentrum gelockt wurden. Mehrere Menschen wurden verletzt.

Im Juli hatte die Agentur Jung von Matt/Hamburg, die die "Geiz ist geil"-Kampagne entworfen hatte, den Saturn-Etat an Scholz & Friends, Berlin verloren. Jetzt geht die neue Kampagne on air, geworben wird mit "Wir lieben Technik! Wir hassen teuer!". (APA/AP/red)