Zürich - Zum ersten Mal zieht ein Schweizer afrikanischer Herkunft in den Nationalrat ein. Ricardo Lumengo (45), ein gebürtiger Angolaner, schaffte den Sprung ins Parlament. Der Jurist, Vertreter der SP Bern, konnte sich trotz der Wahlschlappe seiner Partei durchsetzen: Die Sozialdemokraten verloren im Kanton mehrere ihrer acht Nationalratsmandate, meldete die Online-Ausgabe der "Berner Zeitung" am Sonntagabend.

1982 kam der damals 20-jährige Lumengo als Asylwerber in die Schweiz, weil er als politisch aktiver Student verfolgt wurde. Er spricht acht Sprachen und arbeitet als juristischer Berater am interkulturellen Begegnungszentrum Multimondo in Biel.

"Für den Respekt vor jedem Einzelnen "

Besonders sensibilisiert ist Lumengo in Ausländerfragen. Sein Wahlkampfslogan lautete: "Für den Respekt vor jedem Einzelnen und gegen die Ausgrenzung".

Im Vorfeld der Wahlen verurteilte der Jurist den kontrovers diskutierten Wahlkampf der rechtskonservativen SVP als unverantwortliche, populistische Politik. Anstoß nahm er vor allem an den umstrittenen Plakaten der Volkspartei, auf denen zwei weiße Schafe zuschauen, wie ein drittes einen schwarzen Artgenossen aus der Schweiz hinaustritt.

Von "Alltagsrassismus" wollte Lumengo kürzlich zwar nicht sprechen, aber "die Vorfälle sind mehr geworden. Nicht nur in der Politik, auch im privaten und sozialen Bereich." Beschimpfungen und Ungleichbehandlungen seien an der Tagesordnung, erklärte der Neo-Parlamentarier. (APA)