"Die Gefahr einer Invasion der Türkei in den nördlichen Irak nimmt zu. Allerdings sind die etwa 3000 Kämpfer der PKK nicht in der Nähe der türkischen Grenze, sondern tief in der kurdischen Region des nördlichen Irak an der iranischen Grenze konzentriert. Die türkische Armee müsste weit ins Land vordringen und würde die Gegenwehr vieler Kurden heraufbeschwören.
Um eine Eskalation zu verhindern, ist schnelles Denken kühler Köpfe erforderlich, in Ankara, Washington und im NATO-Hauptquartier in Brüssel, da NATO-Mitglieder wie die Türkei die Hilfe ihrer Alliierten einfordern können, wenn ihre Grenzen bedroht sind. Die USA mit ihrer Militärpräsenz im Nordirak sind aufgerufen, zu handeln. Es sind klare Entscheidungen nötig, um einen neuen Krieg in einer konfliktgeplagten Region zu vermeiden".
"Diese türkisch-irakische Angelegenheit ist höchst interessant (...). Irgendwie ist sie wie ein Fenster zur Zukunft. (...) Mittlerweile gibt es auf der Bühne im Nahen Osten zu viele Konflikte und zu viele Schauspieler. Keiner von ihnen scheint in der Lage zu sein, die Führung zu übernehmen und die vielen angefangenen und nie beendeten Partien noch auseinanderzuhalten. Und dieser chaotische Zustand weitet sich immer mehr aus, statt abzunehmen. Es erinnert fast an das physikalische Phänomen, wonach eine Zunahme des Chaos schließlich zur Implosion führt."
"Die Türkei droht praktisch unverhohlen, dass sie ihr Territorium den amerikanischen Truppen nicht mehr zur Verfügung stellen könnte. Die strategische Lage dieses Landes ist für die USA aber wesentlich. Nicht nur als Rückzugsbasis für die Operationen im Irak, in Afghanistan und insgesamt im Nahen Osten. Sondern auch und vor allem in der Hypothese, die leider immer aktueller wird, eines Angriffs gegen die Atomanlagen im Iran. Das Problem für Ankara ist, dass die (verbotene Arbeiterpartei Kurdistans) PKK sich in diese Manöver mischt und entschlossen ist, die Falle umzukehren - indem sie die Türkei mit einer mörderischen und demütigenden Aktion provoziert hat."