Beirut - Der höchste geistliche Würdenträger der libanesischen Schiiten, Großayatollah Scheich Mohammed Hussein Fadlallah, hat die USA beschuldigt, den Libanon zu einem amerikanischen Militärstützpunkt machen zu wollen. Er reagierte damit in einer Rede am Sonntag auf eine Aussage von US-Verteidigungsstaatssekretär Eric Edelman, der in einem Interview mit dem libanesischen Staatsfernsehen gemeint hatte, Washington wünsche sich eine "strategische Partnerschaft" mit dem Libanon.

Die pro-iranische Schiitenbewegung Hisbollah erklärte daraufhin am Montag, sie betrachte die Errichtung von US-Militärbasen als "feindseligen Akt", auf den sie in adäquater Form reagieren würde.

Scheich Fadlallah rief die libanesische Armee zu äußerster Vorsicht bei amerikanischer Militärhilfe auf. "Die Libanesen sind Zeugen der amerikanischen Niederlage im Irak und der amerikanischen Verwicklung in den Krieg der Israelis gegen den Libanon. Sie müssen sich dessen bewusst sein, dass die Bush-Administration andere Ziele verfolgt, als die libanesische Armee zu unterstützen", betonte der Vorsitzende des obersten schiitischen Rates des Landes. Washington brauche eine neue Basis, um mehr Druck auf regionale Mächte ausüben zu können, sagte er offenbar in Anspielung auf den Iran.

Dementi

Die libanesische Regierung, deren schiitische Mitglieder im November 2006 ausgeschieden waren, hatte am Freitag energisch dementiert, dass sie mit den USA Stützpunkt-Verhandlungen führe. Weder habe die Regierung eine derartige Idee, noch hätten die USA irgendwelche Vorschläge in diese Richtung gemacht, erklärte Informationsminister Ghazi Aridi. Er wies damit einen Bericht der Beiruter Tageszeitung "As-Safir" zurück, die sich auf vertrauenswürdige US-Quellen berief. Das Pentagon wolle so rasch wie möglich ein bilaterales militärisches Kooperationsabkommen mit Beirut schließen, hieß es.

Der Botschafter der USA im Libanon, Jeffrey Feltman, bezeichnete den Zeitungsbericht als eine "Beleidigung" der libanesischen Armee. Die USA wollten nur zum Aufbau einer starken libanesischen Armee beitragen. Die multikonfessionelle Armee war im Bürgerkrieg (1975-90) auseinandergefallen und in den 1990er Jahren insbesondere mit US-Hilfe wieder aufgebaut worden. Nach Angaben der US-Botschaft in Beirut beträgt die amerikanische Militärhilfe für den Libanon im laufenden Jahr 270 Millionen Dollar, ein fünfmal höherer Betrag als 2006.

Nach der 34-tägigen israelischen Libanon-Offensive vom Sommer des Vorjahres war die libanesische Armee in den südlichen Landesteil entlang der Grenze zu Israel vorgerückt, der bis dahin von der Miliz der Hisbollah kontrolliert wurde. (APA/AP)