Paris/Amsterdam - Die EADS-Führungsreform ist perfekt. Mit überwältigender Mehrheit billigte die EADS-Hauptversammlung am Montag in Amsterdam die Abschaffung der deutsch-französischen Doppelspitzen und die Umgestaltung des Verwaltungsrates mit dem Deutschen Rüdiger Grube als Chef.

Die Großaktionäre Lagardère und Daimler hatten die Reform im Juli in Toulouse mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy verabredet. Damit sollten die deutsch-französischen Machtkämpfe und Kommunikationsprobleme beseitigt werden, die unter anderem zu der teuren Verzögerung des Airbus-Programms A380 geführt hatten.

Aktie gibt nach

Die EADS-Aktie verlor während der Hauptversammlung 1,6 Prozent auf 23,48 Euro. Sie notierte damit um 8,6 Prozent niedriger als noch zu Jahresbeginn.

Die Hauptversammlung war beherrscht von heftiger Kritik der Kleinaktionäre an Management und Großeignern. Aktionärsschützer forderten Aufklärung in der vermuteten Insideraffäre um Verkäufe von EADS-Aktien vor dem Kurssturz im Juni 2006. Grube lehnte eine Diskussion mit dem Argument ab, es herrsche die Unschuldsvermutung. Er sagte den Kleinaktionären aber zu, einen Ausschuss zur Berücksichtigung ihrer Belange zu prüfen. Die Pariser Börsenaufsicht will Anfang 2008 ihre Insideruntersuchung abschließen. Sie geht dem Verdacht nach, dass Top-Manager und Großaktionäre den Markt über die Fertigungsprobleme beim Airbus A380 lange im Unklaren gelassen habe.

"Inkompetenz"

Besonders heftig kritisiert wurde Arnaud Lagardère, der wie Daimler vor dem Kurssturz 7,5 Prozent EADS-Anteile abgestoßen hatte. Der Medienunternehmer, der bisher neben Grube den Verwaltungsrat geführt hatte, wies die Forderung der Aktionärsschützer zurück, sich wegen "Inkompetenz" aus dem Gremium zurückzuziehen. Anschließend wurde er als einfaches Mitglied mit weit über 90 Prozent der Stimmen erneut in das Gremium gewählt.

Dem neuen Verwaltungsrat gehört mit EADS-Chef Louis Gallois nur noch ein operativer Manager an. Dafür wurden mit dem indisch-britischen Stahlunternehmer Lakshmi Mittal und dem Londoner Energiemanager John Parker zwei anglophone Unabhängige in das Aufsichtsgremium gewählt. Künftig darf der Verwaltungsrat Entscheidungen mit einfacher Mehrheit fällen. Strategische Fragen können aber auch fortan nicht gegen Daimler oder Lagardère und den französischen Staat entschieden werden.

Die von Merkel und Sarkozy ins Spiel gebrachte Reform des Aktionärspaktes ist weiterhin strittig und wurde nicht auf der Hauptversammlung behandelt. Sarkozy erwägt, den französischen Staatsanteil von 15 Prozent aufzustocken, wenn Lagardere sich wie vermutet 2010 aus dem Konzern zurückzieht. Deutschland hat dagegen die Einführung einer "Goldenen Aktie" vorgeschlagen. Sie könnte Paris und Berlin eine sicherheitspolitische Garantie geben, würde aber die Möglichkeit nationalstaatlicher Industriepolitik beschränken. Paris hält 15 Prozent der EADS-Anteile. (APA/dpa)