Bukarest - In Rumänien steigt der Mindestlohn im kommenden Jahr auf 450 Lei (133,90 Euro). In ihrem Regierungsprogramm hatte die Regierung des liberalen Premierministers Calin Popescu-Tariceanu für 2008 eine Anhebung des Mindestlohns auf 654 Lei versprochen. Die nun angekündigte geringfügige Anhebung zeuge von der Verachtung der Regierung für die Arbeitnehmer und werde eine weitere massive Abwanderung von Arbeitskräften nach sich ziehen, kritisierte der Präsident des Nationalen Gewerkschaftsblocks (BNS), Dumitru Costin, laut einem Bericht des Nachrichtenportals "NewsIn".

"Südamerikanisches Sozialmodell"

Der große Abstand zwischen Durchschnittslohn und Mindestlohn zeige die Präferenz der Regierung für das "südamerikanische Sozialmodell", sagte der Gewerkschaftschef bei einer Pressekonferenz. Der Mindestlohn müsse sich an den Budgetausgaben orientieren und sollte nach den Berechnungen der Gewerkschaft 650 bis 700 Lei betragen, so Costin.

Im Jahr 2000 hatte die damalige rumänische Regierung die Europäische Sozialcharta unterzeichnet und sich damit verpflichtet, die Differenz zwischen Mindestlohn und Durchschnittslohn so zu reduzieren, dass der Mindestlohn 60 Prozent des Durchschnittslohns beträgt. Zur Zeit beträgt der Mindestlohn 30 Prozent des Durchschnittslohns. Im August betrug der Netto-Durchschnittslohn in Rumänien rund 320 Euro.

Die nun in Aussicht gestellte Erhöhung des Mindestlohns um 4,5 Prozent gleiche lediglich die Inflation aus und spiegle keineswegs die gute wirtschaftliche Entwicklung der letzten Zeit wieder, kritisieren die Arbeitnehmer. EU-Förderungen in Milliardenhöhe für die Entwicklung des Arbeitskräfte-Potenzials seien wegen der "Inkompetenz" des Arbeitsministeriums in Bukarest nicht genehmigt worden, sagte Costin.

Sollte es bis heute (22. Oktober) keine Einigung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern über stärkere Lohnerhöhungen geben, wollten die Gewerkschaften ihren Forderungen mit Protestaktionen Nachdruck verleihen. (APA)