Dioxin aus importiertem Elektronikschrott gefährdet in China junge Frauen und deren Kinder. Rund 70 Prozent aller ausgebrauchten Computer, Mobiltelefone und anderer zum Recycling vorgesehenen Elektronikgeräte der Welt landen inzwischen in China, wie Forscher um Ming Wong von der Hongkonger Baptist University im Fachjournal "Environmental Science and Technology" (online veröffentlicht) berichten.

Der Elektronikschrott stamme vor allem aus Japan, Russland, Westeuropa und den USA. In der Untersuchung nahmen Säuglinge von Frauen aus der Umgebung der Recyclingindustrie nach Berechnung der Forscher allein durch das Stillen täglich bis zu 25 Mal soviel Dioxin auf wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bei Erwachsenen noch für tolerierbar hält.

Dioxine gelten als krebserregend und lösen Nerven-, Muskel- und andere Leiden aus. Die Forscher untersuchten den Dioxingehalt von Milch, Haaren und Plazenta fünf junger Mütter aus der Region Taizhou in Ostchina, wo den Angaben zufolge im Jahr mehr als zwei Millionen Tonnen Elektroschrott aus dem Ausland unter einfachsten Bedingungen aufbereitet werden.

Dabei würden etwa Kabel verbrannt, Computergehäuse aufgekocht und alte Elektronikkomponenten über offenen Kohlefeuern erhitzt, wobei Dioxine und andere Gifte in die Luft verdampfen. Die Forscher verglichen die Dioxinkonzentrationen aus der Recyclingregion mit den Werten fünf gleichaltriger Mütter aus einem 245 Kilometer entfernten Ort ohne Elektronikschrott-Recycling.

In der Recyclingregion nehmen Säuglinge demnach durch das Stillen im Schnitt doppelt viel Dioxin auf wie die Kinder aus der Referenzregion ohne Recyclingindustrie. Auch dort liege die tägliche Dioxinbelastung der Babys elfmal so hoch wie die WHO-Toleranzschwelle für Erwachsene, schreiben die Forscher. Die Recyclingindustrie erhöhe diese Belastung aber deutlich und drohe damit der nächsten Generation ein schweres gesundheitliches Erbe zu hinterlassen. (APA/dpa)