In Abwesenheit der Beschuldigten ist am Montag im Wiener Straflandesgericht wegen beharrlicher Verfolgung gegen eine spanische Krankenschwester verhandelt worden, die einen österreichischen Diplomaten an den Rand der Verzweiflung getrieben hatte: Die Frau muss 70 Euro bezahlen, im Gegenzug bleibt ihr eine Strafe erspart, womit sie in Österreich weiter als unbescholten gilt. Auf Ersuchen des Staatsanwalts wurde jedoch die Probezeit auf zwei Jahre erstreckt. Sollte der bei den Vereinten Nationen tätige Diplomat während dieser Zeit wieder Anrufe aus Las Palmas erhalten, wo die Frau derzeit beschäftigt ist, lebt das Verfahren neuerlich auf.

Die beiden hatten einander in der Kantine am Sitz der Vereinten Nationen in New York kennengelernt, wo der Mann die österreichischen Interessen vertrat. Später gab der Mann zu Protokoll, er habe schon nach wenigen Sätzen bemerkt, es mit einer "Verrückten" zu tun zu haben. Daher sei er bemüht gewesen, das Gespräch kurz zu halten. Allerdings überließ er der 42-Jährigen eine Visitkarte, was sich im Nachhinein als fataler Fehler herausstellte.

FBI um Hilfe ersucht

Weil er auf ihre Weihnachtspost nicht reagierte, rief ihn die Frau an und schlug ihm eine "romantische Beziehung" vor, denn an einem bloßen Flirt sei sie nicht interessiert. Der Diplomat versuchte, die unerwünschte Verehrerin abzuwimmeln, was allerdings daneben ging. 20 bis 30 Mal pro Tag läutete nun sein Apparat. Mittlerweile hatte die Krankenschwester über das Außenministerium die Adresse seiner Eltern herausbekommen, wo sie sich ebenfalls immer wieder telefonisch nach ihm erkundigte. Sie hatte sich sogar eigens Urlaub genommen, um den Diplomaten wieder in New York zu besuchen. Schließlich nahm der Mann Kontakt mit dem FBI auf und ersuchte um Hilfe. (APA)