Jakarta - Der palästinensische Präsident Mahmoud Abbas (Abu Mazen) hat von Indonesien aus ein Versöhnungssignal an die radikale Hamas gesandt, die den Gaza-Streifen im Juni vollständig unter ihre Kontrolle gebracht hatte. Bei einem Treffen mit dem indonesischen Präsidenten Susilo Bambang Yudhoyono in Jakarta bezeichnete Abbas am Montag die Hamas als "Teil des palästinensischen Volkes". An einer Zusammenarbeit mit ihr führe kein Weg vorbei. Er glaube an eine innerpalästinensische Aussöhnung und an eine Lösung des Nahost-Konflikts im kommenden Jahr: "Vor Ende 2008 werden wir die Lösung gefunden haben, die wir uns erhoffen".

Abbas fordert von den USA einen verbindlichen Zeitplan für Friedensverhandlungen mit Israel, für welche die von US-Präsident George W. Bush gewünschte Nahost-Konferenz im November die Basis legen soll. Israel lehnt dagegen zeitliche Vorgaben ab. Abbas reist derzeit durch muslimische Länder in Asien, um sich im Hinblick auf die geplante Konferenz deren Unterstützung zu sichern. Indonesien hatte mehrmals erklärt, als bevölkerungsreichstes muslimisches Land im Streit zwischen der Hamas und der Fatah von Abbas vermitteln zu wollen. Hamas-Politbürochef Khaled Mashaal war nach Indonesien eingeladen worden. Zu Israel unterhält Indonesien keine diplomatischen Beziehungen. Der Druck muslimischer Massenorganisationen auf die pro-westliche Regierung in Jakarta hat kontinuierlich zugenommen. Indonesien hat die Hamas auch finanziell unterstützt.

Vermittler

Indonesien hatte sich auch als Vermittler in den monatelangen innerpalästinensischen Konflikt eingeschaltet, der mit der Vereinbarung von Mekka zwischen Hamas und Fatah über die Bildung einer Einheitsregierung beigelegt worden war. Abbas hatte die Einheitsregierung im Juni nach dem Hamas-Coup aufgelöst und im Westjordanland ein Fatah-Notstandskabinett eingesetzt.

Mit der Entsendung von Sicherheitsberater Stephen Hadley will Bush seine diplomatische Nahost-Offensive fortsetzen. Auch Außenministerin Condoleezza Rice soll Ende Oktober oder Anfang November in die Region zurückkehren. Ein genauer Termin für die in Annapolis im US-Staat Maryland geplante Konferenz steht noch nicht fest. Die arabischen Staaten fordern als Bedingung für eine Teilnahme an der Konferenz Garantien und einen Zeitplan für israelisch-palästinensische Verhandlungen.

Revolte in Gefangenenlager

Etwa tausend palästinensische Häftlinge haben unterdessen in einem Gefangenenlager im Süden Israels revoltiert. Mehrere Unterkünfte wurden in Brand gesetzt, 30 Menschen wurden verletzt, darunter 15 Sicherheitsbeamte, wie ein Sprecher der Gefängnisaufsicht am Montag mitteilte. Vier Insassen wurden bei dem Aufstand schwer verletzt und mussten ins Krankenhaus gebracht werden. Eine Sprecherin der israelischen Strafvollzugsverwaltung bestätigte, dass die Unruhen in dem Lager Ketziot in der Wüste Negev ausbrachen, als die Wärter die Häftlinge durchsuchten. "Die Gefangenen warfen mit Gegenständen auf die Wärter und setzten Zelte in Brand", sagte die Sprecherin. In Ketziot sind 2000 Gefangene untergebracht, die meisten in Zelten. Insgesamt befinden sich rund 11.000 Palästinenser in israelischer Haft.

Der Sprecher des palästinensischen Präsidenten, Nabil Abu Rudeina, verurteilte die Reaktion der israelischen Sicherheitsbehörden und kritisierte die Haftbedingungen. Er sagte, die Sicherheitsleute hätten Betäubungsmittel und Tränengas eingesetzt, um die Situation unter Kontrolle zu bringen. 250 Menschen seien verletzt worden. Die palästinensische Gefangenenvereinigung teilte mit, der Aufstand habe begonnen, weil die israelischen Wärter "provozierende" Leibesvisitationen in den Zelten der Häftlinge vornehmen wollten. (APA)