Die wichtigste Nachricht des Tages zum Thema Fernsehen kam per E-Mail: "Your order has been shipped", stand darin zu lesen. Das bedeutet, dass die letzte – O Gott, darf das wirklich wahr sein, geht nicht noch eine? –, die allerletzte Staffel der US-Serie "The Sopranos" am Weg ist, um im hauseigenen DVD-Player ihrer Bestimmung zugeführt zu werden: Fernsehflucht – mittels Fernsehen.

Das ist ein längst gängiger Umgang mit dem Fernsehen und seinem Programm – wegen seines Programms. Als unlängst bei einem Besuch der Gastgeber auf seine frisch zugezogene "Six Feet Under"-Abhängigkeit zu sprechen kam, löste die Mitteilung, man borge ihm gerne alle Staffeln auf DVD, freudige Grunz- und Suchtbefriedigungslaute aus, wie man sie sonst nur am Futtertrog zur Essenszeit hört und wie man sie auch von sich selbst nur zu gut kennt. Angeblich ist das ja die Zukunft des Mediums, das individuelle Fernsehen, für das man aus einem Angebotspool auswählt, in dem nicht nur Armin Assinger (Ja, der schon wieder!), Christian Clerici oder sämtliche James-Bond-Folgen herumtreiben.

Das wäre im Idealfall und mit einem entsprechend angeschwollenen Portemonnaie der Fernsehhimmel auf Erden: Fernsehen auf Bestellung! Einen Abend lang "The Munsters", dann eine längere Sitzung mit den drei Teilen des "Godfather", bei uns nie Gezeigtes wie die sehr, sehr verwegene britische Serie "Jam" – und vielleicht auch ein paar Folgen vom Münchner "Tatort". Der sorgte sonntags wieder einmal für zufriedene Laute: Grunz! Grunz! (flu/DER STANDARD; Printausgabe, 23.10.2007)