Warschau - Die Polen im Ausland sind am gestrigen Sonntag so zahlreich wie noch nie zuvor zu den Wahlurnen gegangen. Ihr Engagement könnte sich aber als nutzlos erweisen. Die Nationale Wahlkommission (PKW) hat nämlich am Montag gewarnt, dass die Stimmen der Polen im Ausland für ungültig erklärt werden, falls die Wahlkommissionen die Ergebnisse nicht innerhalb von 24 Stunden nach Polen liefern.

"Wir sind beunruhigt über das dem Tempo des Einlangens der Wahlergebnisse aus dem Ausland", sagte PKW-Chef Ferdynand Rymarz am Montag auf einer Pressekonferenz. Er erinnerte Außenministerin Anna Fotyga, die für die Organisation der Auslandswahl verantwortlich ist, dass ihre Diplomaten laut dem Gesetz nur 24 Stunden Zeit für die Übermittlung der Ergebnisse hätten. Das Problem betrifft rund 70 Wahlkommissionen in Afghanistan, Frankreich, Spanien, Litauen und Großbritannien.

"Schlechtes Computersystem"

Fotyga wehrte sich gegen den Angriff und machte das von der Wahlkommission gelieferte "schlechte Computersystem" für die Verzögerungen verantwortlich. "Die polnische Diplomatie wurde beleidigt", sagte die Ministerin. Das Außenministerium versicherte, dass die Daten rechtzeitig vor Fristablauf zu Mitternacht nach Polen übermittelt werden. "Keine Stimme wird verloren gehen", betonte Fotyga.

Wegen der großen Wahlbeteiligung mussten Polen, die in Wahllokalen im Ausland ihre Stimme abgeben wollten, in langen Schlangen stehen. In Dublin betrug die Wartezeit 3,5 Stunden. Die Auslandspolen gaben ihre Stimmen für die Kandidaten auf den Warschauer Wahllisten ab. Dort traten der Regierungschef und Chef der rechtskonservativen Regierungspartei PiS (Recht und Gerechtigkeit) Jaroslaw Kaczynski sowie der Chef der rechtsliberalen Bürgerplattform (PO) gegeneinander an. Die PO hat die Wahl gewonnen.

Andrang "enorm"

Auch in Wien war der Andrang der Auslandspolen nach Angaben der Botschaft "enorm". 87 Prozent der rund 3.900 Polen, die sich für die Wahl registriert hatten, gaben ihre Stimme tatsächlich ab, teilte die Botschaft mit. Wahlsieger war die bisherige Oppositionspartei Bürgerplattform (PO) mit 52 Prozent der Stimmen. Zweitstärkste Kraft bei den polnischen Wählern in Österreich war die bisherige Regierungspartei PiS (Recht und Gerechtigkeit) mit 34 Prozent, gefolgt vom Bündnis "Linke und Demokraten" (LiD) mit 8,2 Prozent. Die Bauernpartei PSL kam in Wien auf 1,5 Prozent der Stimmen. (APA)