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Außenminister Ali Babacan sagte bei einem Besuch in Bagdad, Waffenruhen seien nur zwischen Staaten und Regierungstruppen möglich. Die Türkei habe es aber mit einer terroristischen Organisation zu tun.

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Die Türkei lehnte einen Waffenstillstand mit den PKK-Rebellen ab.

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Massenproteste: Zehntausende begleiteten die Särge der getöteten Soldaten.

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Ankara/Bagdad - Die Türkei droht wegen der Aktivitäten kurdischer Rebellen weiter mit einem Einmarsch in den Irak. Sein Land werde nicht ewig warten, bis die irakische Regierung gegen die Rebellen im Norden vorgehe, sagte am Dienstag Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan nach einem Treffen mit dem britischen Premierminister Gordon Brown in London. An der Grenze zwischen der Türkei und dem Irak ging unterdessen der Aufmarsch türkischer Truppen weiter. Hubschrauber brachten Kommandoeinheiten in die Region.

Die türkische Regierung verhängte unterdessen eine Nachrichtensperre - die Berichterstattung über einen Angriff der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei (PKK) am Wochenende in der Provinz Hakkari störe die öffentliche Ordnung und Moral. Es entstehe der falsche Eindruck, dass die Sicherheitskräfte geschwächt seien.

Am Dienstag hatten anlässlich der Beisetzung von zwölf getöteten Soldaten Zehntausende Türken gegen die kurdische Untergrundorganisation PKK demonstriert. Ein Meer rot-weißer Nationalfahnen begleitete die Särge der Soldaten, die am Wochenende von PKK-Kämpfern aus dem Hinterhalt getötet worden waren. "Die Märtyrer sind unsterblich, das Mutterland unteilbar", riefen die Massen in Keskin, rund 100 Kilometer südöstlich von Ankara, wo einer der jungen Männer zu Grabe getragen wurde. Rund 7.000 Menschen marschierten dort hinter dem Sarg und riefen "Hängt Apo". Apo ist der Spitzname des seit 1999 inhaftierten PKK-Chefs Abdullah Öcalan.

Keine Waffenruhe mit PKK

Außenminister Ali Babacan schloss am Dienstag bei einem Besuch in Bagdad nochmals eine Waffenruhe mit der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) aus. Waffenruhen seien nur zwischen Staaten und Regierungstruppen möglich. Die Türkei habe es aber mit einer terroristischen Organisation zu tun, sagte Babacan bei einer Pressekonferenz mit seinem irakischen Kollegen Hoshjar Sebari. Es gebe mehrere Wege, den Terrorismus zu bekämpfen. Dazu gehörten der politische Dialog, Diplomatie, wirtschaftliche und kulturelle Hebel und militärische Maßnahmen. Die Türkei werde die Instrumente einsetzen, die angemessen seien.

Die Lage in der Region hatte sich am Wochenende mit einem Angriff der PKK, bei dem zwölf türkische Soldaten getötet und acht verschleppt wurden, dramatisch verschärft. Dies führte auch zu hektischen diplomatischen Aktivitäten.

"Unterstützung im Kampf gegen den Terrorismus"

Babacan versicherte in Bagdad, die Türkei wolle ihre "historischen und freundschaftlichen Beziehungen zum Irak nicht wegen einer terroristischen Organisation ruinieren". Andererseits erwarte Ankara "Unterstützung von der internationalen Gemeinschaft und unseren Nachbarn im Kampf gegen den Terrorismus".

Die PKK bekräftigte ihre Bereitschaft zu einer Waffenruhe. Diese sei im Juni ausgerufen worden und gelte weiter, sagte PKK-Sprecher Abdul Rahman al Khadarkhi am Dienstag der Nachrichtenagentur AP. "Aber wenn wir von den türkischen Truppen angegriffen werden, dann schlagen wir zurück." Khadarkhi bestätigte auch, dass die PKK acht türkische Soldaten gefangen hält. Sie sei zu Gesprächen mit Ankara über ihre Freilassung bereit. Letztmals wurden 1995 acht türkische Soldaten von der PKK verschleppt und in den Nordirak gebracht. Sie wurden erst zwei Jahre später freigelassen.

"Komplexe und schwere Krise"

Sebari, der Kurde ist, sprach von einer "komplexen und schweren" Krise. Er hoffe, dass die Diplomatie noch einen Einmarsch der Türkei verhindern könne. Die irakische und die US-Regierung befürchten, das eine solche Militäraktion die relative Ruhe im Nordirak gefährden würde, der derzeit einzigen stabilen Region in dem kriegszerrütteten Land. Babacan machte aber deutlich, dass die Türkei allmählich genug hat von den Versprechen der USA und der Türkei, etwas gegen die PKK-Rebellen zu tun. "Das Problem ist nicht verschwunden, das Problem ist größer geworden", sagte Babacan.

Wie Großbritannien haben auch die USA die Türkei zur Zurückhaltung aufgerufen. US-Präsident George W. Bush telefonierte nach Angaben des Weißen Hauses vom Montag mit dem türkischen Staatspräsidenten Abdullah Gül und dem irakischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki. Im Gespräch mit Gül äußerte Bush "große Sorge über die jüngsten Attacken von PKK-Terroristen gegen türkische Soldaten und Zivilisten". Er sicherte der Regierung in Ankara zu, auf die irakische Führung einzuwirken, damit diese gegen die PKK auf ihrem Territorium vorgeht, und bat Gül um Zurückhaltung.